Lesekrise: Wie Schüler wieder zum Lesen finden

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THEMENBILD: LESEN IN DER SCHULE(c) APA (ROLAND SCHLAGER)
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Dass Jugendliche die Lust am Lesen verlieren ist durchaus normal, sagt die Germanistin und Lehrerin Eva Kaufmann. Lehrer sollen Schüler aus Themen wählen lassen.

Graz. Über das Leseverhalten von Kindern gibt es durch Studien wie PISA schon einige Erkenntnisse. Allerdings nicht darüber, wie es sich mit dem Alter ändert. Diese Lücke hat nun die Germanistin und Lehrerin Eva Kaufmann mit ihrer Dissertation „Die Lesekrise zu Beginn der Pubertät“ gefüllt. Diese Krise – dass Jugendliche die Lust am Lesen verlieren – sei eine durchaus normale Entwicklung (siehe Grafik).

Denn in der Pubertät ändern sich die meisten Faktoren des Lebens abrupt. Pubertierende wollen nicht mehr das lesen, was ihnen bisher gefiel, die bewährten Schemata der Geschichten werden für sie langweilig. Sie lesen seltener, kürzer oder verlieren ganz die Freude daran. Das trifft besonders die Burschen. Und vor allem Kinder, die zu Hause keine Lesevorbilder haben und nicht mit Lesestoff versorgt werden. „Die Rolle des Elternhauses ist zentral“, sagt Kaufmann: Je selbstverständlicher bereits in der Familie vorgelesen und erzählt wurde, desto eher greifen Jugendliche auch nach der Pubertät noch zu Büchern und Zeitschriften. Aber: „Auch die Rolle der Schule ist entscheidend.“

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Tiere versus Comics und Sci-Fi

Kaufmann hat daher auch untersucht, wie die Schule die Schüler zum Lesen zurückführen kann. Entscheidend: die Lust am Lesen. Wie man diese fördert? „Lehrer sollen ganz unterschiedliche Texte zur Verfügung stellen, aus denen Schüler wählen können.“ Sie hat erhoben, welche Themen und Textsorten für Buben und Mädchen je nach Alter besonders attraktiv sind. Zwischen acht und zwölf Jahren sprechen Mädchen demnach überwiegend klischeehafte „Mädchenthemen“ an. Sie lesen gern Geschichten über Tiere oder die Probleme Gleichaltriger. Buben hingegen interessieren sich in diesem Alter mehr für Comics und spannende Geschichten. Ab etwa 13 Jahren greifen Buben eher zu Abenteuer-, Science-Fiction- und Fantasyromanen, während die Mädchen in diesem Alter Bücher über Liebesthemen, Stars oder das Leben und die Probleme von Jugendlichen bevorzugen. Burschen interessieren sich verstärkt für Onlinemedien und lassen sich am Computer leichter für das Lesen begeistern.

Funktionieren könne auch eine tägliche Leseviertelstunde wie in der Neuen Mittelschule Voitsberg, in der Kaufmann unterrichtet. Bessere Leser unterstützen hier etwa die schwächeren. Die Schüler können zudem frei entscheiden, welcher Lesestoff ihnen zusagt. (rovi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.02.2015)

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