Die Zuweisung von Ressourcen soll laut dem Expertenpapier künftig über Bildungsdirektionen der Bundesländer laufen.
Wien. Nachdem tagelang über eine Verländerung der Lehrer diskutiert wurde, dürfte diese zum wiederholten Mal vom Tisch sein. „Niemand denkt daran, das Anstellungsverhältnis der Lehrer zu ändern“, sagte gestern Niederösterreichs Landeschef Erwin Pröll (ÖVP) nach dem Treffen der Bildungsreformgruppe. „Es gibt Bundeslehrer und es gibt Landeslehrer.“ Sein burgenländischer Kollege Hans Niessl (SPÖ) – der tags zuvor über einen Fast-Durchbruch gejubelt hatte – schloss sich an: „Es ist nicht die wichtigste Frage, wer der Dienstgeber ist.“
In dem Bericht der Schulverwaltungsgruppe, der den Bildungsreformern um Ressortchefin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) und Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) gestern präsentiert wurde und der „Presse“ exklusiv vorliegt, ist die Frage nach dem Dienstgeber ausgespart. Klar ist aber, dass die Länder laut dem Modell in einem Bereich mehr Einfluss bekommen sollen: in der Ausführung.
Demnach läuft die Ressourcenzuweisung an alle Schulen über sogenannte Bildungsdirektionen. Wie es unter dem Titel „Die operative Umsetzung – die Länder“ heißt, seien diese „von den Ländern einzurichten und direkt dem Landeshauptmann/der Landeshauptfrau zu unterstellen“. Konkret sollen die Länder vom Bund Geld bekommen – vereinfacht gesagt pro Schüler und nach bestimmten Faktoren gestaffelt (regional, sozial, pädagogisch). Das verteilen sie „bedarfsgerecht“ an die Schulen.
Die Umsetzung soll klar von der Steuerung getrennt sein – um die sich das Bildungsministerium kümmert. Strategische Planung, die Bildungsziele sowie deren Überprüfung fallen dort hinein. Ebenso wie die gesetzliche Basis, die allerdings zugunsten der Schulautonomie dereguliert werden soll, wie es heißt.
Kernstück Schulautonomie
Mehr Verantwortung für die Schulen: Das ist das Kernstück des Papiers und – neben dem Abbau von Doppelgleisigkeiten durch die Bündelung alles Operativen bei den Bildungsdirektionen – auch jenes Element, das am meisten zur Verschlankung beitragen soll. Schulen sollen selbst entscheiden, wie lang ihre Unterrichtseinheiten sind, wie sie mit den zugeteilten Ressourcen den Tagesablauf gestalten, wie sie den Unterricht über das Schuljahr verteilen oder ab welcher Schülerzahl sie Gruppen teilen. Sie sollen zudem bis zu einem Viertel vom Lehrplan abweichen dürfen.
Alternative Beurteilungen sollen leichter möglich sein. Schulautonome Tage sollen gestrichen werden, jeder Schüler soll dafür fünf Tage „Urlaub nehmen“ können. Schulen sollen den Lehrern zudem Leistungsprämien geben können. Zögerlicher ist man bei der Personalauswahl: Die Auswahl der Lehrer soll zumindest im Einvernehmen mit der Schule erfolgen.
Das Sparpotenzial belaufe sich auf 20 bis 30 Prozent, heißt es. Bis zur vollen Umsetzung würde es zehn Jahre dauern. Sofern das Modell umgesetzt wird, an dem Landesschulräte, ein Experte der IV und Mitarbeiter von Bundeskanzleramt und Bildungsressort feilten. In den kommenden Wochen wollen die Politiker das Papier bewerten. Mitte des Jahres soll wieder über die Schulverwaltung geredet werden.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2015)