Österreichs Mädchen stehen in Mathe schlecht da

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In manchen Länder bringen Mädchen gleich gute Ergebnisse wie Burschen. In Österreich geht die Schere aber immer weiter auseinander, zeigt ein Bericht der OECD.

In vielen Ländern wurde der Geschlechterunterschied zwischen Buben und Mädchen in Mathematik über die Jahre hinweg kleiner. Allerdings nicht in Österreich, hier ist wurde die Kluft sogar größer. Das ist ein Ergebnis des am Donnerstag präsentierten OECD-Berichts. Konkret zeigte sich 2003 im PISA-Test noch kein signifikanter Unterschied in den Mathematik-Leistungen. 2012 betrug der Unterschied dann 22 Punkte zugunsten der Buben.

Insgesamt zeigen sich im ersten OECD-"ABC of Gender Equality in Education" teilweise deutliche Geschlechter-Unterschiede: So schneiden in vielen Ländern Buben bei mathematischen Aufgaben besser ab, während Mädchen beim Lesen wiederum in allen Ländern die Nase vorne haben. In vielen besonders leistungsstarken Volkswirtschaften - meist sind das asiatische Länder - liegen Mädchen bei den Mathematik-Ergebnissen jedoch gleichauf und erbringen dort auch bessere Resultate als ihre männlichen Altersgenossen in den meisten anderen Ländern.

Unterschiede liegen nicht an Unvermögen

Umgekehrt ist dort auch das Leseverständnis der Buben höher als das der Mädchen in schwächeren Ländern. Das zeige, dass diese Unterschiede "nicht durch angeborenes (Un)Vermögen, sondern vielmehr durch eine erworbene Haltung gegenüber der Materie, der Schule, beziehungsweise dem Lernen ganz allgemein" verursacht werden, heißt es in einer Aussendung der OECD.

In Österreich dürfte sich hier in den vergangenen Jahren aber etwas zum Nachteil der Mädchen verschoben haben: Denn während sich etwa in Finnland, Griechenland, in der chinesischen Sonderverwaltungszone Macao, Russland, USA, Türkei und Schweden der Unterschied in den Mathematik-Leistungen deutlich verringerte, wuchs dieser in Österreich, Luxemburg und Spanien, heißt es in dem Bericht. Der Unterschied von 22 Punkten (PISA-Test von 2012) in Österreich ist nur in Luxemburg und Chile größer. Zum Vergleich: Der OECD-Schnitt liegt bei elf (2003: ebenfalls elf) Punkten. Insgesamt erzielten Buben und Mädchen zusammen 494 Punkte.

Schwäche auch in Naturwissenschaften

Auch in den Naturwissenschaften weist die Statistik für Österreich relativ große Differenzen zwischen den Geschlechtern aus. Hier liegen lediglich Luxemburg, das Vereinigte Königreich, Japan und Dänemark vor Österreich (neun Punkte Unterschied zugunsten der Buben). Geht es in Aufgaben darum, "wie ein Wissenschafter zu denken" und etwa verbale Problemstellungen in mathematische Ausdrücke zu übersetzen, ist nur in Luxemburg (33 Punkte) der Unterschied zugunsten der Buben größer, als in Österreich (32 Punkte). Im OECD-Schnitt beträgt die Differenz hier 16 Punkte.

Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek setzt in einer Reaktion unter anderem auf die Zentralmatura: Neben Maßnahmen wie einer Professur für Genderpädagogik oder Neuerungen in der Lehrerfortbildung würden auch zentrale Testungen wie die Neue Reifeprüfung dazu beitragen, "Gender Gaps" abzubauen. Denn hier würden alle Schüler die gleichen Aufgaben erhalten und die Subjektivität der Beurteilung minimiert.

Mädchen sitzen länger bei der Hausübung

Weitere Gender-Differenzen: Ein genereller Trend sei, dass immer mehr Frauen höhere Bildungsabschlüsse erzielen. Besonders klar zeige sich das in Österreich, Tschechien, Italien Polen, der Slowakei und Slowenien, wo mittlerweile drei Fünftel der Abschlüsse der Sekundarstufe II auf Frauen entfallen, wie in dem Bericht hervorgehoben wird.

Ein interessantes Detail am Rande ist der Befund, dass Mädchen in fast allen Ländern mehr Zeit für Hausübungen aufwenden. In Österreich sitzen Mädchen wöchentlich durchschnittlich 72 Minuten länger bei der Aufgabe. Insgesamt kommen heimische Schüler hier auf rund viereinhalb Stunden und liegen damit knapp unter dem OECD-Schnitt.

Schulabbruch: Buben stärker gefährdet

Über alle Länder hinweg zeigte sich, dass Buben stärker gefährdet sind, grundlegende Bildungskompetenzen nicht zu erwerben. 60 Prozent der besonders leistungsschwachen Schülern sind männlich. "Ihr Risiko, die Schule abzubrechen, ist dementsprechend höher als das von Mädchen", heißt es in der Aussendung.

(APA/Red.)

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