Schule: Migranten wünschen sich mehr Wertschätzung

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Eine deutsche Studie behandelt Bildungserfahrungen und Einstellungen von Migranten. Wichtig sind Zugehörigkeit, Bewahrung und Selbstverwirklichung.

Eltern mit Migrationshintergrund haben hohe Bildungsziele für ihre Kinder, sie vermissen aber häufig spezifische Informations- und Unterstützungsangebote. Das ist das Ergebnis einer am Dienstag veröffentlichten Studie mit dem Titel "Große Vielfalt, weniger Chancen". Die Opposition bewertete die Ergebnisse als Beleg dafür, dass das deutsche Bildungssystem Migranten ausbremse.

Ziel der Studie war, einen differenzierten Einblick in die Bildungserfahrungen und -einstellungen von Migranten zu erhalten, um zielgenaue Projekte zu entwickeln. Über alle Milieus hinweg äußerten die Eltern den Wunsch, dass ihre Kinder "es einmal besser haben sollen". Damit sei in der Regel das Streben nach einer erfolgreichen Bildung verbunden, ergab die Studie der Universität Düsseldorf, die von der Stiftung Mercator und der Vodafone Stiftung Deutschland gefördert wurde.

Eltern wünschen sich mehr Wertschätzung

Demnach investieren die Eltern viel Zeit und Ressourcen, um die Schullaufbahn ihres Nachwuchses bestmöglich zu unterstützen. Sie bemängeln vornehmlich eine mangelnde interkulturelle Öffnung von Schulen in Deutschland. Die überwiegende Mehrheit (88 Prozent) der befragten Eltern wünscht sich die Wertschätzung kultureller Vielfalt an Schulen, jedoch nur zwei Drittel (66 Prozent) geben an, dies im Schulalltag ihres Kindes auch zu beobachten.

Einen besonders hohen Stellenwert hat für die Eltern zudem die interkulturelle Kompetenz der Lehrkräfte. 92 Prozent erachten diese als wichtig, aber lediglich 60 Prozent erleben entsprechend aufgeschlossene Lehrer an der Schule ihrer Kinder.

Werte: Zugehörigkeit, Bewahrung und Selbstverwirklichung

Die Bildungsmotive von Migranten reichen demnach vom Wunsch nach Zugehörigkeit zur Mitte Deutschlands im bürgerlichen Milieu über die Wahrung traditioneller Werte im religiös verwurzelten Milieu bis hin zum Streben nach Selbstverwirklichung im Sinne eines humanistischen Bildungsideals, sagte der Leiter der Studie, Heiner Barz.

Der Grünen-Bildungsexperte Özcan Mutlu erklärte: "Wir dürfen diese Eltern nicht alleine lassen." Der Bund solle "nicht nur über Fachkräftemangel jammern, sondern endlich handeln und diese Chancen und Potenziale nutzen", forderte er. Nötig sei "eine Bildungsoffensive für mehr Bildungsgerechtigkeit".

Die migrationspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Sevim Dagdelen, erklärte, die schlechteren Bildungskarrieren von Migranten seien kein ethnisches, sondern ein soziales Problem. Gebraucht würden ein flächendeckendes Angebot an Ganztags- und Gemeinschaftsschulen sowie mehr Sozialpädagogen und Lehrer. Bildungschancen dürften nicht mehr von der sozialen Herkunft und vom Geldbeutel der Eltern abhängig sein, forderte sie.

Die Studie ist hier abrufbar >>>

(APA/AFP/dpa)

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