Burgenland: Elternbefragung sorgt für Politstreit

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Landeshauptmann Niessl sieht die Ergebnisse als "wichtige Grundlage" für künftige Arbeit, ÖVP und Grüne sprechen von Suggestivfragen.

Eine Befragung der Eltern von rund 32.500 Schülern erhitzt im Burgenland die Gemüter. Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) sprach am Dienstag von der "größten Befragung in der Geschichte des Burgenlandes" im Bildungsbereich, die eine "wichtige Grundlage" für die Arbeit der nächsten Jahre liefern solle. Von ÖVP und Grünen kam Kritik: Suggestivfragen würden gestellt, wichtige Themen blieben ausgespart.

Die Befragung wurde im "gesamten Bildungssystem" durchgeführt und ende am Freitag, erläuterte Niessl. Bis Ende April sollen die Daten ausgewertet werden. Es gehe ihm darum, "die richtigen Weichenstellungen im Bildungsbereich vorzunehmen". Er wolle, "dass die Ergebnisse dieser Elternbefragung auch in ein Koalitionsübereinkommen nach den Wahlen einfließen", erklärte der Landeshauptmann.

Abgefragt wird unter anderem die Zufriedenheit der Eltern mit der Schule ihrer Kinder, der Erreichbarkeit des Schulstandortes, der Ausstattung, sowie mit Zusatzangeboten und mit den Lernergebnissen. Erhoben wird weiters, ob Eltern Geld für Nachhilfe ausgeben und wie sehr Nachhilfe das Familieneinkommen belaste. Und schließlich will man auch wissen, ob das Angebot bei der Ferienbetreuung ausgeweitet werden soll.

Die Fragen seien in wissenschaftlicher Begleitung von einem Wirtschaftspädagogen der Pädagogischen Hochschule Burgenland und einem Soziologen verfasst worden. Man habe auf das wissenschaftliche Team und die Art der Fragen "keinen Einfluss ausgeübt", erklärte Landesschulratspräsident Heinz Zitz, der sich in Zukunft weitere derartige Umfragen vorstellen kann. Die Kosten für die landesweite Durchführung bezifferte Niessl mit rund 20.000 Euro.

Nach Dingen gefragt, die nicht umsetzbar sind

Kritik an der Durchführung der Umfrage übte ÖVP-Landesgeschäftsführer Christian Sagartz: Er sei "nicht gegen eine Befragung an sich", das Einbinden von Betroffenen sei "immer ein guter Weg. Aber wenn man das parteipolitisch vereinnahmt, dann ist das eine vergebene Chance", ortete Sagartz "ein parteipolitisches Foul".

Eltern würden nach Dingen gefragt, die "überhaupt nicht umsetzbar" seien - etwa, ob sie mehr Sport, mehr Kultur "oder gar die Gratis-Nachhilfe wollen", erklärte Susanne Schmid vom Verband der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen des Burgenlandes. "Bestellen können wir's, aber bezahlen wird's keiner", meinte Schmid. Die höheren Schulen seien Bundesschulen: "Das heißt, es gibt keine Ressourcen dafür."

Neben vielen Protestbriefen von Eltern sei nun auch aus den Reihen der Lehrer immer lauter Kritik zu hören, erklärte Grünen-Landessprecherin Regina Petrik. Sie wisse aus Gesprächen in den vergangenen Tagen, "dass viele Pädagogen sich durch die Fragebogenaktion als Wahlhelfer der SPÖ missbraucht fühlen."

(APA)

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