Die flexibleren Extrastunden sollen nicht die einzige Reform der NMS bleiben. Heinisch-Hosek will sich auch die Notenskala ansehen.
Die Flexibilisierung bei den Extrastunden, die heute im Ministerrat beschlossen wurde, soll nicht die einzige Reform der Neuen Mittelschule bleiben. Das kündigte Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) an. Sie will sich auch die siebenteilige Notenskala an den Neuen Mittelschulen „anschauen“, die immer wieder kritisiert wird. „Das ist etwas kompliziert“, sagte sie.
In den Neuen Mittelschulen wird zwischen grundlegender und vertiefter Allgemeinbildung unterschieden. Die Skala bei der grundlegenden Bildung reicht von Befriedigend bis Nicht Genügend, die in der vertieften Bildung von Sehr gut bis Genügend. Statt eines Fünfers in der vertieften Bildung bekommen Schüler einen Dreier in der grundlegenden, ein Einser oder Zweier in der grundlegenden Bildung entspricht einem Dreier oder Vierer in der vertieften.
Der oberste Lehrergewerkschafter Paul Kimberger klagte wiederholt über das komplizierte Notensystem. „Das ist nicht transparent, keiner kennt sich aus. Und sogar jene, die es erklären sollten, können es nicht erklären.“ Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) hatte bereits gegenüber der „Presse“ angekündigt, dass das Notensystem in der Bildungsreformkommission noch Thema werde.
Stunden für andere Fächer
Die sechs Zusatzstunden pro Klasse und Woche, die der Bund an den Neuen Mittelschulen zahlt, sollen künftig flexibler eingesetzt werden können: Derzeit müssen diese Stunden in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch verwendet werden - etwa für einen zweiten Lehrer in der Klasse (Team Teaching). Künftig sollen sie auch für andere Schwerpunktfächer eingesetzt werden können.
Was andere mögliche Adaptierungen der Neuen Mittelschule angeht – immerhin war die Evaluierung des Schultyps enttäuschend ausgefallen -, will sich Ministerin Heinisch-Hosek nun ansehen, „was die Schüler brauchen“. Auch will sie mehr Kontrolle: „Es wird natürlich gut begleitet und kontrolliert, wie die sechs Stunden eingesetzt werden“, sagte die Ressortchefin vor dem Ministerrat. Es sei wichtig, auf die Qualität zu achten.
Sie will das System der Neuen Mittelschule aber nicht generell in Frage stellen. „Das System der Neuen Mittelschule ist ein gutes. Das System der Trennung mit zehn (Jahren, Anm.) ist ein schlechtes.“ Sie halte es nach wie vor für nicht in Ordnung, die Kinder bereits in diesem Alter zu trennen. „Mit 14 Jahren wäre es zeitgerecht genug.“ Auch Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) wolle ja „die Zehn- bis 14-Jährigen neu denken und spricht von Modellregionen.“
Geht nicht auf Mitterlehner ein
Auf Mitterlehners jüngste harte Äußerungen zur Neuen Mittelschule, ging Heinisch-Hosek nicht direkt ein. Sie freue sich sehr, dass die sechs Zusatzstunden in den NMS bleiben und künftig flexibler eingesetzt werden können. Wenn man Veränderungen und Verbesserungen wolle, müsse man auch ansetzen. Sie glaube, dass Mitterlehner das auch so gemeint habe.
Der Vizekanzler hatte zuletzt öffentlich an der Neuen Mittelschule gerüttelt: „Ich sehe das bisherige Modell der Neuen Mittelschule skeptisch“, sagte er in einem Interview mit der Tageszeitung „Österreich“. „Fortsetzung nicht garantiert, wenn nichts korrigiert werden kann.“
(beba/APA)