Budgetnöte: Müssen Lehrer länger arbeiten?

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Alle gut 120.000 Lehrer könnten bald pro Woche zwei Stunden mehr unterrichten. Im Ministerium gibt man sich schweigsam.

Dass das Bildungsressort finanziell klamm ist, ist bekannt. Insofern ist es nicht überraschend, dass nach Möglichkeiten gesucht wird, um das Budgetloch zu stopfen. Laut „Kronen Zeitung“ gibt es auch schon einen Plan: Demnach soll Ministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) ausgerechnet jene Idee wiederbeleben, mit (und an) der ihre Vorgängerin Claudia Schmied (SPÖ) vor mehr als fünf Jahren fulminant scheiterte: Alle gut 120.000 Lehrer sollen pro Woche zwei Stunden mehr unterrichten. Damit würde das Ressort 360 Millionen Euro einsparen, weil Abgänge nicht nachbesetzt werden und Supplierstunden nicht extra bezahlt werden müssten.

Bestätigt wird dieses Vorhaben weder vom Bildungs- noch vom Finanzministerium. Man könne diese Information nicht bestätigen, heißt es aus dem Büro von Ministerin Heinisch-Hosek am Donnerstagabend. Detto aus dem von Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP): Man fange jetzt erst mit der Budgeterstellung an und kommentiere keine kolportierten Einzelmaßnahmen, richtet man dort aus.

Lücke von 340 Millionen Euro

Ganz unplausibel wäre das Vorhaben aber nicht – wenn auch politisch riskant, ja fast selbstmörderisch: Immerhin fehlt dem Bildungsressort ziemlich genau jene Summe, die die Lehrermehrarbeit laut „Krone“ bringen würde. Dem Vernehmen nach beträgt die Lücke rund 340 Millionen Euro. Dazu kommt, dass das Bildungsministerium kaum Umschichtungsmöglichkeiten hat: Der allergrößte Teil der rund acht Milliarden Euro ist durch Personalkosten gebunden – der Löwenanteil durch Lehrergehälter. Wenn das Finanzressort nicht einspringt, und danach sieht es derzeit nicht aus: Woher das Geld nehmen, wenn nicht von den Lehrern?

Derzeit beträgt die Unterrichtsverpflichtung je nach Lehrergruppe zwischen 20 und 22 Stunden. Wer besonders korrekturintensive Fächer unterrichtet, der steht pro Woche teils 17 bis 18 Stunden in der Klasse. Im neuen Lehrerdienstrecht – das auch für Junglehrer derzeit noch optional ist -, ist die Lehrverpflichtung höher: Sie beträgt grundsätzlich 24 Wochenstunden. Sind Lehrer zusätzlich Mentoren oder Klassenvorstände, fallen zwei Stunden weg. Ebenso bei Lehrern, die in der Oberstufe Schularbeitsfächer unterrichten.

Kimberger: "Überlegung ist keine große Überraschung"

„Dass man in diese Richtung überlegt, ist für mich keine große Überraschung“, sagt der oberste Lehrergewerkschafter Paul Kimberger. „Das eklatante Minus im Bildungsministerium ist eine Tatsache.“ Er versucht zwar, gelassen zu bleiben: „Noch ist das Vorhaben von keiner Seite bestätigt. Aber sollte sich das als Tatsache erweisen, werden wir uns mit allen Mitteln zur Wehr setzen.“

>> Bericht der "Kronen Zeitung"

(beba)

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