Heinisch-Hosek: Orientierungstest für Schüler denkbar

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Die Bildungsministerin denkt über eine Unterstützung bei der Wahl des Schultyps nach. Vorbild ist hier Polen.

In Polen müssen Schüler vor der Oberstufe eine Prüfung ablegen, die Teil der Entscheidungsgrundlage für die Wahl der nächsten Schulform ist. Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) kann sich auch in Österreich eine Art "Orientierungsprüfung" in der achten Schulstufe vorstellen, erklärte sie bei einer Studienreise nach Polen Ende vergangener Woche.

Viele österreichische Schüler wüssten im Alter von 14 bis 15 Jahren noch nicht, in welche Schulform sie wechseln können und sollen, so die Ministerin vor Journalisten in Warschau. Bei einem solchen Orientierungstest dürfe es sich aber lediglich um eine Unterstützung bei der Schultyp-Wahl und keinesfalls um eine "Knock-out-Prüfung" handeln, betonte Heinisch-Hosek, die sich einen solchen "Zwischenschritt" in Kombination mit der Erhebung der Bildungsstandards in der achten Schulstufe vorstellen kann.

Polen auch vor Zentralmatura

Wie in Österreich steht auch in Polen in wenigen Wochen eine neue Form der standardisierten Reifeprüfung ins Haus: "Beide Länder können einander hier die Daumen halten", so die Ministerin. In Polen wird diese Prüfung zwar bereits seit 2005 zentral vorgegeben, heuer wird sie erstmals in einer neuen Form durchgeführt. Die Dimensionen in Polen sind jedoch ganz andere: Während dort ungefähr 350.000 Schüler zur Prüfung antreten, sind es in Österreich etwas mehr als 19.000 Schüler. "Wenn es in Polen funktioniert, dann wird es bei uns auch funktionieren", zeigte sich Heinisch-Hosek optimistisch.

Heinisch-Hosek sieht "viele Parallelen" zwischen den beiden Ländern. Polen hat 1999 mit einer Umstellung weiter Teile des Bildungssystems begonnen, Österreich habe sich ebenfalls "auf den Weg gemacht". Auch in Polen gehe der Trend stark weg von der reinen Wissensvermittlung in Richtung Kompetenzorientierung. Zudem wurde der Beginn der Schulpflicht von sieben auf sechs Jahre vorgezogen und wurden Feedback-Schleifen mit externen Prüfungen an drei Zeitpunkten im Bildungsweg und Schul-Evaluationen eingeführt. Bei der Organisation des Bildungssystems sei Polen einen gemischten Weg zwischen Zentralisierung oder Dezentralisierung gegangen, das sei auch hinsichtlich der zukünftigen Diskussionen in der Bildungsreform-Arbeitsgruppe der Regierung interessant.

Polen verbesserte sich bei PISA

Aus Sicht der Ministerin war die wichtigste Erkenntnis der Studienreise, dass in Polen alle Schüler neun Jahre lang, also bis ungefähr 15 Jahre, in einer gemeinsamen Schule bleiben. Insgesamt sei hier einiges auf den Weg gebracht worden, "um Motivation zu schaffen". Das zeige sich auch anhand verbesserter Ergebnisse Polens im PISA-Test. Ausgehend von 479 Punkten im Jahr 2000 verbesserten sich die Leseergebnisse Polens im Jahr 2003 auf 490 und 2006 auf 508 Punkte, während Österreich in diesem Bereich stagnierte (2000: 492 Punkte, 2003: 491 Punkte, 2006: 490 Punkte).

Anhand des Beispiels Polen werde aber auch klar: "Gut Ding braucht Weile. Das heißt, ein System von heute auf morgen in zwei drei Jahren umzustellen, geht nicht." Sie zeigte sich allerdings auch positiv gestimmt, dass sich auch Veränderungen im heimischen System bereits in den nächsten PISA-Testungen positiv auswirken könnten.

(APA)

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