Auf Nummer sicher: Die Aufgaben der Deutsch-Zentralmatura

(c) Stanislav Jenis
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Der literarische Text dürfte diesmal zu keinem Aufschrei führen. Insgesamt war man bei den Aufgaben sichtlich bemüht, auf Sicherheit zu setzen.

Die Maturanten schreiben seit heute morgen bundesweit an allen AHS ihre Deutsch-Zentralmatura. Bis zum Moment des Brechens der Siegel an den Kuverts wusste an den Schulen niemand etwas über den Inhalt. Der "Presse" stehen sie bereits zur Verfügung.

Die Aufgabenhefte enthalten drei Themengebiete, von denen die Schüler eines wählen müssen. Jedes Gebiet enthält zwei Aufgaben, die bearbeitet werden müssen. Der literarische Text dürfte diesmal zu keinem Aufschrei führen. Insgesamt war man bei den Aufgaben sichtlich bemüht, auf Sicherheit zu setzen.

Hier die Gebiete mit den einzelnen Aufgaben (aus urheberrechtlichen Gründen wurde der Text von Patrick Süskind von der "Presse" zusammengefasst, das Literaturbeispiel finden Sie hier).

Alle übrigen Aufgaben: Themen der Zentralmatura Deutsch zum Herunterladen (PDF)

Das erste Thema, "Die Macht der Kritik", enthält eine literarische Aufgabenstellung, diesmal mit einem Text von Patrick Süskind: "Der Zwang zur Tiefe". Von der Schriftsteller-Vereinigung IG Autorinnen Autoren, die im Vorfeld teils heftige Kritik geäußert hatte, gibt es für den Text keine Schelte.

Es handle sich um einen "untadeligen Text Süskinds mit auf Sicherheit angelegten Arbeitsaufträgen. An sich ein schönes Thema", sagt Gerhard Ruiss in einer ersten Stellungnahme zur "Presse".

Allerdings bleibt die Kritik an der "gesamten Versuchsanordnung". Prinzipiell wird ja bei den Fragestellungen (weil kompetenzorientiert) kein Wissen zur Literatur verlangt. Es wird aber auch keine Information zu Autor oder Werk angegeben. Dadurch könne man nur werkimmanent interpretieren: "Ein journalistischer Text hätte mit den gleichen Arbeitsaufträgen begleitet werden können, das Literarische am Text ist wurscht", sagt Ruiss.

Auch die frühere AHS-Direktorin und Deutschlehrerin Heidi Schrodt sagt, die Matura sei "im Rahmen dessen, was jetzt vorgesehen ist, in Ordnung". Allerdings kritisiert sie die situative Einbindung der Aufgaben, diese sei infantilisierend. Und: "Insgesamt sind die Analyseaufgaben, vorsichtig gesagt, wenig anspruchsvoll", sagt Schrodt. Die Maturanten müssten nicht in die Tiefe gehen. Und die Textesorte "Meinungsrede", die das BIFIE sich ausgedacht habe, sei nicht wirklich haltbar.

Aufgabenhefte bis zum Beginn geschlossen

Schon bei der Lieferung in den vergangen Wochen kontrollierten die Empfänger - meist die Schulleiter - die Pakete mit den Aufgabenbögen, die sie vom Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) erhielten, auf Vollständigkeit. Die Aufgabenhefte selbst blieben aber bis zum Moment des Beginns der Klausuren geschlossen.

Alle 19.200 AHS-Maturanten müssen die identen Aufgaben lösen. Korrigiert werden diese vom Klassenlehrer nach einem standardisierten Raster. An den Schulen laufen die Vorbereitungen bereits seit Tagen: Sie mussten etwa die Bögen vorbereiten und abstempeln, auf die die Maturanten dann schreiben.

Nach Deutsch folgen Englisch (6. Mai), Spanisch bzw. die Volksgruppensprachen (jeweils 7. Mai), Französisch (8. Mai), Mathematik (11. Mai), Italienisch (12. Mai) sowie Latein und Griechisch (jeweils 13. Mai). Die Klausuren dauern 270 Minuten (Ausnahme: Deutsch bzw. andere Unterrichtssprache mit 300 Minuten), die Beispiele werden am Tag nach der Prüfung veröffentlicht. An den berufsbildenden höheren Schulen (BHS) wird die neue Reifeprüfung erst 2015/16 verpflichtend. Allerdings erproben bereits heuer rund 7000 BHS-Schüler im Rahmen von Schulversuchen die Zentralmatura in einem oder mehreren Fächern.

(beba/rovi)

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