Zentralmatura: Erste Klausur ohne Malheurs

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Die erste zentrale Klausur ist geschlagen. Mit der Textauswahl sind nun sogar die Autoren zufrieden.

Wien. Nach all den hitzigen Debatten, Pannen und Problemen im Vorfeld ist wohl vor allem eines überraschend: Die erste zentrale Deutschklausur bei der ersten verpflichtenden Zentralmatura lief recht problemlos ab. Keine fehlenden Beispiele wie im Vorjahr, keine kurzfristigen Änderungen beim Benotungsschlüssel – und auch keine Texte mit problematischem Bezug.

Ab dem Startschuss – je nach Schule zwischen acht und neun Uhr – hatten die rund 19.000 Schüler am Dienstag 300 Minuten, also fünf Stunden, zur Verfügung. Die Aufgabenhefte in Deutsch enthalten drei Themen, von denen die Schüler eines wählen müssen. Insgesamt war man sichtlich bemüht, bei den Aufgabenstellungen auf Sicherheit zu setzen – vor allem bei dem Text für die literarische Aufgabe.

Themen der Zentralmatura Deutsch zum Herunterladen (PDF)

Aufgabe 1: Die Macht der Kritik(Zur Literatur-Aufgabe: Der Text wurde von der „Presse“ aus urheberrechtlichen Gründen zusammengefasst)

Nachdem hier der Vorjahrestext, „Die Schnecke“ von Manfred Hausmann, wegen eines möglichen NS-Bezugs für Wirbel gesorgt hatte, mussten die Schüler, die sich für das erste Themenpaket entschieden, dieses Jahr einen Text von Patrick Süskind interpretieren und kommentieren. Nicht einmal von der Schriftstellervereinigung IG Autorinnen und Autoren – die sonst mit Kritik rasch zur Stelle ist – gibt es für diesen Text Schelte. Es handle sich um einen „untadeligen Text Süskinds“, sagt Autorenchef Gerhard Ruiss zur „Presse“. „An sich ein schönes Thema.“

Allerdings bleibt die Kritik an der „gesamten Versuchsanordnung“. Bei den kompetenzorientierten Aufgaben wird kein Wissen zur Literatur verlangt, es werden auch keine Informationen zu Autor oder Werk angegeben. „Ein journalistischer Text hätte mit den gleichen Arbeitsaufträgen begleitet werden können“, sagt Ruiss. „Das Literarische am Text ist wurscht.“

Heidi Schrodt, frühere AHS-Direktorin und Begutachterin für Deutschbücher, schätzt die Aufgaben – vor allem der beiden ersten Themen – als „wenig anspruchsvoll“ ein – die Maturanten müssten nicht sehr in die Tiefe gehen. Auch, dass jede Aufgabe in eine fiktive Situation eingebettet sein muss (etwa: „Sie haben sich dazu entschieden, an einem österreichweit organisierten Schreibwettbewerb teilzunehmen“), kritisiert sie. Insgesamt sei die Deutschmatura aber „im Rahmen dessen, was jetzt vorgesehen ist, in Ordnung“, sagt Schrodt zur „Presse“.

Der Maturareigen geht jedenfalls weiter: Auf Deutsch folgt heute, Mittwoch, mit Englisch die nächste zentrale Klausur – hier haben aber die meisten Schulen schon früher zentrale Aufgaben verwendet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.05.2015)

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