Nochmal Matura - 13 Jahre nach der eigenen Klausur

(c) Bayrhammer
(c) Bayrhammer
  • Drucken

Journalisten durften im BIFIE die echte Englischmatura absolvieren. Nervosität und Schreckmomente inklusive.

Manches ändert sich nie, auch nicht 13 Jahre nach der eigenen Matura. Und so fährt mir kurz der Schreck in die Glieder, als Nativespeakerin Dianne Davies ansetzt, etwas zu sagen, während ich noch mitten im ersten Prüfungsteil der Englischklausur stecke. Ein vergessen geglaubtes und doch so bekanntes Gefühl stellt sich ein: Die Zeit ist um! Ich habe mich verschätzt! Das geht sich nicht mehr aus!

Es ist bemerkenswert, wie einen eine solche Prüfungssituation in die Vergangenheit zurück katapultiert – und das, obwohl sie eigentlich nur nachgestellt ist: Noch am Nachmittag des echten Maturatags lud das BIFIE zwei Handvoll Journalisten dazu ein, eine abgespeckte Version der Prüfung zu absolvieren, die knapp 18.000 Maturanten einige Stunden zuvor geschrieben hatten.

Die Kollegen werfen einander jedenfalls erleichterte Blicke zu, als klar ist, dass Davies noch kein Abgeben einfordert, sondern erst Halbzeit ansagt. Statt der für die echte Matura vorgesehenen 270 Minuten dauert die Klausur nur rund 90 Minuten, jeder Prüfungsteil wird separat ausgeteilt und abgesammelt. Der Schreibteil wird ausgelassen, bei Lesen, Hören und Sprachverwendung müssen je zwei bis drei der eigentlich vier Aufgaben erledigt werden.

Mehr als eine Juxmatura

Eine Juxveranstaltung, wie die FPÖ im Vorfeld geätzt hatte? Nun ja: Als Teilnehmerin hat man trotz besseren Wissens nicht diesen Eindruck. Zumal Nativespeakerin Davies, die gemeinsam mit der Teamleiterin für Fremdsprachen am BIFIE, Eva Dousset-Ortner, die Prüfung beaufsichtigt, sich alle Mühe gibt, die Matura authentisch erscheinen zu lassen: Alles, was nicht Stift, Getränk oder Aufgabenheft ist, muss weg. Handys werden abgesammelt. Und los geht’s. „Viel Glück.“

BIFIE-Chef Jürgen Horschinegg höchstpersönlich – in seinem früheren Leben mehrmals Maturavorsitzender – reißt das erste Kuvert auf: Gestartet wird mit Leseverständnis. Zu einem Text über Verkehrsprobleme in China sind Multiple-Choice-Fragen zu beantworten, ein zweiter Text zu Überwachung in Australien ist mit vorgegebenen Satzteilen zu vervollständigen. Nicht übermäßig schwierig, erfordert aber ob einiger Fallen doch konzentriertes Herangehen.

Stress beim Hören

Stressig wird es beim Hören: Die Fragen zu den Radiobeiträgen – einer über eine sozial engagierte US-Läuferin, einer über das Leben der früheren englischen Premierministerin Margaret Thatcher - müssen binnen kürzester Zeit beantwortet werden. 45 Sekunden gibt es fürs Lesen der Angaben. Nochmal 45 Sekunden nach dem zweiten Mal Anhören. Und in dieser kurzen Zeit gilt es auch noch, die Antworten auf den separaten Prüfungsbogen zu übertragen.

Schon nach den ersten beiden Prüfungsteil ist klar: Für jemanden, der die Prüfungsformate nicht gewöhnt ist, ist die Zentralmatura rein technisch eine Herausforderung: Man muss erst einmal die Aufgabenstellungen durchblicken, verstehen, wo was angekreuzt werden muss. Das Übertragen auf den separaten Prüfungsbogen bietet nochmal Fehlerpotenzial: Immerhin kann man da im Stress leicht in der Zeile oder im Kästchen verrutschen.

Lücken bei „Fearless Felix“

Ein Teil kommt noch: Sprachverwendung im Kontext – zur Enttäuschung aller leider ohne Niko Alms Nudelsieb. Das Beispiel, das kurz nach Ende der echten Matura bekannt geworden war, ist nicht dabei. Dafür muss man die Lücken in einem Text über den Extremsportler Felix Baumgartner - „Fearless Felix“ - füllen (vorgegebene Wörter gibt es hier nicht). Ein Text über die Suffragetten ist mit vorgegebenen Wörtern zu vervollständigen.

Das vom Format her ungewöhnlichste Beispiel ist ein Text über Höhlenmalerei, bei dem pro Zeile ein Wort zu viel ist (oder auch nicht). Ein Beispiel: „Researchers have been revealed that 13,000 years ago, prehistoric children had created art in caves with the help of their parents.“ („been“ und „had“ sind überflüssig und gehören durchgestrichen.)

„You did really well“

Zurück in der Vergangenheit fühlt man sich jedenfalls auch nach Ende der 90 Minuten – als Davies und Dousset-Ortner die Prüfungen korrigieren (dieser Rotstift!). Und die Journalistinnen und Journalisten sich – ganz wie früher – darüber unterhalten, wie es ihnen ging. Tiefstapeln inklusive. Das Hören dürfte den meisten die größten Schwierigkeiten gemacht haben, weil es extrem schnell war.

Letztlich wird jedenfalls die weiße Fahne gehisst: Alle Teilnehmer haben die fürs Bestehen nötigen 60 Prozent der Punkte erreicht. Die 13 Jahre, die seit der eigenen Matura vergangen sind, scheinen Glück gebracht zu haben. „You did really well“, sagt Dianne Davies am Ende, als sie die korrigierte Prüfung durchgeht. Mit nur zwei Fehlern bin ich wieder bei den Strebern gelandet.

>>> Zu den vollständigen Klausuren

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.