Religionskampf an Berliner Schulen entschieden

(c) Reuters (MAX ROSSI)
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Berlin hat sich mehrheitlich gegen die Wahlfreiheit zwischen Religions- und Ethikunterricht entschieden. Die Initiative Pro Reli ist gescheitert, zu wenige gingen zur Abstimmung.

Eine schwere Enttäuschung für die verschiedenen Kirchen: In Berliner Schulen wird Religion nach wie vor nur als freiwilliges Wahlfach unterrichtet werden. Die Bürgerinitiative "Pro Reli" konnte trotz prominenter Werbeträger wie Millionen-Show Moderator Günter Jauch nicht punkten. Die meisten Wahlberechtigten waren gegen das Anliegen der Bürgerinitiative "Pro Reli" bzw. blieben den Wahlurnen fern.

Niedrige Wahlbeteiligung schadet Pro Reli

Am Sonntag stimmten bei dem Volksentscheid über den Religionsunterricht 51,3 Prozent mit "Nein" und damit gegen ein Wahlpflichtfach Religion. 48,5 Prozent votierten mit "Ja". Weil die Wahlbeteiligung nur bei knapp 30 Prozent lag, verfehlten die Befürworter der Initiative ihr Ziel weit: Für eine Änderung hätte man 25 Prozent benötigt. Es stimmten aber insgesamt nur etwa 14 Prozent für ein Pflichtfach, bei dem die Schüler zwischen Religion oder Ethik wählen können. Dabei zeichnete sich bei Umfragen ab, dass etwa die Hälfte der Wahlberechtigten die Initiative unterstützen würde.

Dem Wahlgang war ein Monate langer, teils erbitterter "Kulturkampf" vorangegangen. Mit einer professionellen Kampagne hatte die von den beiden großen Kirchen unterstützte Initiative "Pro Reli" für die Wahlfreiheit zwischen Ethik und Religion geworben.

Argument der Multikulti-Stadt


Gegen die Befürworter hatte das eher lose Bündnis "Pro Ethik" mobil gemacht. Zu ihm gehörten neben den Berliner Regierungsparteien SPD und Linke auch Grüne und Christen, die mit dem Kurs ihrer Kirchen nicht einverstanden waren. In der Multikulti-Stadt Berlin, so ihre Position, soll der Ethik-Unterricht eine verbindliche Grundlage für die Wertevermittlung sein. Das Pflichtfach Ethik gilt für alle Schüler ab der 7. Klasse.

In Berlin fühlen sich laut Umfragen 65 Prozent der 3,4 Millionen Einwohner an gar keine Konfession gebunden. Nur jeder Dritte Wahlberechtigte ist Mitglied einer Kirche. Pro-Reli-Chef Christoph Lehmann war zwar stolz darauf, trotz des verfehlten Quorums "eine ganze Menge in dieser Stadt bewegt" zu haben.

In Österreich

In Österreich probieren Schulen seit 1998 den Ethikunterricht aus, über den Status als Schulversuch ist das Fach aber nie hinausgekommen. Es war als Ersatz für die Freistunden der "Religionsflüchtlinge" gedacht - also nur für jene Schüler, die sich von Religion abmelden.

(Ag/Red.)

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