Schulbücher gibt es künftig (auch) digital

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Ab 2016 können Oberstufen digitale Versionen herkömmlicher Schulbücher erhalten. Die große Revolution des Lernens bleibt aber aus.

Ganz so einig, wie sie eingangs betonten, waren sich die beiden Ministerinnen dann offenbar doch nicht. Und so schnitt Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) ihrer Kollegin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) beim Pressegespräch etwas brüsk das Wort ab, als diese andachte, dass es irgendwann ausschließlich digitale Schulbücher geben könnte. Komplett abgelöst sollen die papierenen Schulbücher vorerst nicht werden. Digitale Bücher gibt es künftig aber als zusätzliches (und freiwilliges) Angebot: Ab Herbst 2016 werden über die Schulbuchaktion in Oberstufenklassen erstmals digitale Versionen der gedruckten (und vom Bildungsressort approbierten) Schulbücher angeboten. Jeder Schüler bekommt aber das gedruckte Buch.

Einerseits soll das dazu beitragen, dass die Schultaschen deutlich leichter werden - wobei die Möglichkeit, das zu nutzen, von der technischen Ausstattung der Schule abhängt. Andererseits soll so auch die Lernqualität gesteigert werden, so Karmasin: „Raus aus der Kreidezeit, rein in die digitale Welt.“ Die große Revolution des Lernens ist „digi4school“ aber kaum: Denn vorerst unterscheiden sich die digitalen Bücher nicht (oder kaum) von der gedruckten Version. Das sei noch ausbaufähig, so die Familienministerin. Sie spricht von einer „ersten Gewöhnungsphase, um das Thema in die Breite zu bekommen“. Heinisch-Hosek betonte, dass die digitalen Bücher nicht alles seien: Vier von fünf Schülern würden auch Lernplattformen zur Verfügung stehen.

Woher kommt Geld für die IT?

Nach einer Evaluierung könnte die Schulbuchinitiative jedenfalls auch auf die Pflichtschulen – außer die Volksschulen – ausgeweitet werden. Eine große – nicht zuletzt eine soziale – Frage ist dabei aber die nach den Geräten. „Längerfristig müssen wir uns daher auch der Gerätefrage stellen“, so die Bildungsministerin. Die Kosten könne man jedenfalls nicht den Eltern alleine „umhängen“, so Heinisch-Hosek. Wie das finanziert werden könnte, hänge auch mit der für Herbst angekündigten großen Bildungsreform zusammen – bei der eine Frage ist, wer künftig für die Schulbudgets zuständig sein wird.

Für die Schüler sollen die digitalen Bücher übrigens einfach nutzbar sein, wie Verlagsvertreter Georg Glöckler im Pressegespräch betonte: Mit einem Zugangscode können die Schüler das Buch herunterladen und es sowohl online als auf offline verwenden. Im Prinzip funktionieren die Bücher wie ein PDF mit einigen Zusatzfunktionen. Man kann Blättern, suchen, durch die Kapitel manövrieren. Die Schüler sollen außerdem etwa Notizen und Kommentare ins Buch machen können. Sobald sie online gehen, werden diese übernommen und finden sich auch beim nächsten Öffnen des digitalen Buchs wieder.

Keine Kosten für Eltern

Für das Projekt „digi4school“ sind im Rahmen der Schulbuchaktion – die beim Familienressort liegt – rund 850.000 Euro veranschlagt. Was darüber hinausgeht, tragen die Verlage und die Schulbuchwirtschaft. Eltern und Schülern sollen keine Mehrkosten entstehen, so Bildungsministerin Heinisch-Hosek. Das Thema soll nun jedenfalls „groß hinausgetragen werden“. Es wird daher auch Informationskampagnen der Schulbuchverlage geben. Es gelte, mehr digitale Kompetenzen zu vermitteln – denn hier liege Österreich international bestenfalls im Mittelfeld.

(beba)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.