Matura zu mild beurteilt: Protest für suspendierten Lehrer

Symbolbild: Mathematik-Zentralmatura
Symbolbild: Mathematik-ZentralmaturaAPA/HANS KLAUS TECHT
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Der Mann unterrichtete in einem Gymnasium in Baden. Seit der schriftlichen Matura ist er suspendiert. Schüler und Eltern stehen hinter dem "Vorbild".

In einem Gymnasium in Baden ist ein 54-jähriger Mathematik-Professor nach der schriftlichen Matura mit sofortiger Wirkung suspendiert worden. Er soll Arbeiten angeblich zu mild beurteilt haben. Das hat zu einem Aufstand unter Schülern und Eltern geführt. Sie haben am Dienstag bei der Polizei für Donnerstag eine Protestkundgebung am Hauptplatz der Kurstadt für mehr als 100 Leute angemeldet.

Paradoxerweise sind es nicht die Eltern der betroffenen Maturanten, die am 25. Juni ab 17.30 Uhr "gemeinsam in Weiß" zu einer Demonstration aufrufen, sondern die Eltern jener Schüler, die erst 2016 am BG/BRG Frauengasse in Baden zur Reifeprüfung antreten werden. In einer u. a. an Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ), LH Erwin Pröll (ÖVP) und den Landesschulrat abgesandten E-Mail fordern die Eltern der künftigen Maturanten, die Suspendierung des beliebten Pädagogen rückgängig zu machen.

"Aufopfernder und mit Vorbildfunktion" tätiger Lehrer

Argumentiert wird einerseits damit, dass dem AHS-Lehrer als engagierten, "aufopfernden und mit Vorbildfunktion" tätigen Lehrer übel mitgespielt werde. Außerdem sei es unverantwortlich, dass ein Mathematik-Professor, der eine Klasse seit sieben Jahren "unter seinen Fittichen" habe, ein Jahr vor der Matura vom Dienst abgezogen werde.

Andererseits argumentieren die Eltern mit der merkwürdigen Art der Suspendierung. Zunächst seien alle von dem Pädagogen korrigierten Maturaarbeiten von der Maturakommission samt Vorsitzender "als in Ordnung befunden freigegeben worden". Erst nach einer anonymen Anzeige hätte man die Maturabögen nochmals anderen Fachleuten zur Korrektur vorgelegt und die wären zu einer anderen, strengeren Benotung gekommen.

Laut dem "Kurier" wurden nach Angaben von Landesschulrat Hermann Helm zwölf von 23 überprüften Arbeiten schlechter bewertet, was in einem Fall eine Verschlechterung auf "nicht genügend" bedeutet hätte. Ein Einspruch gegen die Herabsetzung der Note sei eingebracht worden.

Schülerinnen und Schüler rufen via Facebook zu Solidarität mit dem Professor auf, der übrigens 2008 bei einem von einem Magazin österreichweit durchgeführten Ranking durch Voting zum "Lehrer des Jahres" gewählt worden war.

»Der Professor verkörpert mit idealistischer Hingabe die optimale Persönlichkeit als
Klassenvorstand und Schuladministrator in der Sache und als Mensch.
Wir sind als Eltern mit den positivsten Erfahrungen seit 7 Jahren sehr, sehr dankbar für die
aufopfernde Leitung, Ausbildung und Vorbildfunktion, die dieser Lehrer unseren Kindern
als verantwortlicher Pädagoge aus tiefstem Engagement angedeihen ließ.
Es ist nicht nachzuvollziehen, wie es möglich ist, eine solche Suspendierung von einer
Minute auf die andere auszusprechen, ohne dass hier eine Wiederholungs- bzw.
Verdunkelungsgefahr gegeben ist oder Gefahr in Verzug besteht.«

Aus dem Offenen Brief der Eltern der Schüler der 7A des BG/BRG Frauengasse Baden

(APA)

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