Sexualkunde: Kritik nun auch von Lehrern

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Lehrergewerkschaft kritisiert den neuen Grundsatzerlass zur Sexualpädagogik. Es fehlt die Kooperation mit den Eltern.

Wien. Trotz kleiner Änderungen kritisieren nun auch die Lehrer den neuen Grundsatzerlass zur Sexualpädagogik, den das Bildungsministerium jetzt veröffentlicht hat. Es fehle die Festschreibung einer engen Kooperation zwischen Schule und Eltern. „Das ist mir im Erlass zu wenig abgebildet“, sagt der oberste Lehrergewerkschafter Paul Kimberger (FCG).

„Zwar wird von Informationen an die Eltern gesprochen – dieser sensible Bereich kann aber nur mit engster Kooperation gelingen“, betonte Kimberger. „Für die Lehrer ist das auch eine Schutzmaßnahme, weil das so ein heikler Bereich ist mit Ansichten über die ganze Bandbreite, der noch dazu Brisanz bekommt durch unterschiedliche Kulturen und Religionen.“

In einem Punkt sei der Erlass außerdem „nicht modern und zeitgemäß genug“, meinte Kimberger: Die Frage der Digitalisierung mit Themen wie Pornografie im Internet, Social Networks, eng verbunden mit Mobbing und Internetkriminalität, fehle. „Das ist ein Problem, das vom Gesetzgeber angegangen werden muss.“ Dieses Thema spiele zwar bei Sexualerziehung nur am Rande herein, werde die Schule künftig aber noch stärker beschäftigen als derzeit schon. „Da hätte ich mir eine Grundlage gewünscht, weil das können weder Eltern noch Lehrer allein unter Kontrolle halten“, so Kimberger.

ÖVP: Eltern stets einbinden

Auch die ÖVP besteht auf eine Einbindung der Eltern „in jeder Phase“. „Sexualerziehung ist und bleibt ein primäres Elternrecht, das nicht beschnitten werden darf. Daher gehen wir davon aus, dass Unterrichtsmittel und -inhalte den Eltern zeitgerecht vorgestellt und ausreichend diskutiert werden“, fordert die ÖVP-Bildungssprecherin Brigitte Jank.

Kritisch bleibt auch der Katholische Familienverband: Er anerkennt zwar die stärkere Einbeziehung der Eltern gegenüber dem Entwurf. Bedenklich sei die fehlende Wertorientierung: „Liebe und Familie als Begriffe kommen nach wie vor nicht vor“, bemängelt Präsident Alfred Trendl. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.06.2015)

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