Neos: "Wir haben in Wien Bildungsghettos"

(c) NEOS (Florian Albert)
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Vor der Wienwahl orten die Neos in Wien einen “Flächenbrand“. „Wien stinkt ab“, kritisiert Spitzenkandidatin Meinl-Reisinger.

Flächenbrand, Tragödie, Ghetto: Die Neos finden vor der Wienwahl ziemlich starke Worte für das, was ihrer Meinung nach im Bildungsbereich schiefläuft. In keinem anderen Bundesland würden so viele junge Leute ihre Ausbildung abbrechen, bei den Bildungsstandards hinke Wien hinterher und überhaupt seien rund die Hälfte der Schulen sozial hoch oder sogar sehr hoch belastet – haben also einen hohen Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund, anderen Muttersprachen oder wenig gebildeten Eltern mit schlechten Jobs.

„Wir sprechen in Wien also nicht mehr von einzelnen Brennpunktschulen, sondern von einem Flächenbrand im Bildungssystem“, kritisierte die Wiener Neos-Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger in einer Pressekonferenz. Mehr noch: „Wir haben tatsächlich Bildungsghettos.“ In Wien sei Bildung eine Frage des Wohnortes: Im 20. Bezirk hätte fast ein Drittel der Bevölkerung maximal einen Pflichtschulabschluss, 16 Prozent seien Akademiker. In der Josefstadt dagegen hat fast die Hälfte der Bevölkerung einen Hochschulabschluss.

Ein Gymnasium für 84.000 Einwohner

Neben sozialen Strukturen habe die Entstehung von „Bildungsghettos“ auch infrastrukturelle Ursachen, so Meinl-Reisinger: So gebe es im gesamten 20. Bezirk für 84.000 Einwohner ein einziges Gymnasium, in Favoriten kommen 62.000 Einwohner auf ein (öffentliches) Gymnasium. In der Josefstadtgibt es laut Berechnungen der Neos eine AHS pro 8000 Einwohner.

Nicht einmal den relativ hohen Akademikeranteil in Wien wollen die Neos – die Bildung mit ihrem Volksbegehren „Mehr für g'scheite Kinder“ zu einem Kernthema im Wahlkampf machen wollen – wirklich loben: Zwar liege der über dem österreichischen Schnitt, beim Anteil der Menschen, die nur einen Pflichtschulabschluss haben, sei Wien aberzurückgefallen. Insgesamt haben 19,1 Prozent nur einen Pflichtschulabschluss, in Wien sind es 23,3. „Wien stinkt ab“, so Meinl-Reisinger.

120 Millionen aus dem Politiksystem

Was die Neos dagegen tun wollen: Im Kern das, was sie ohnehin auch auf Bundesebene fordern. Unter anderem beheinhaltet das: Parteibücher raus aus den Schulen – also den Stadtschulrat abschaffen und durch eine sogenannte Bildungsserviceagentur ersetzen. Den Schulen größtmögliche Autonomie geben – und allen, öffentlich wie privat, Geld pro Schüler zu geben, sowie einen sogenannten Chancenbonus, sprich: mehr Mittel für Schüler, die sozial benachteiligt sind oder etwa eine andere Muttersprache sprechen als Deutsch.

Der Bonus für sozial benachteiligte Schüler soll aber laut Meinl-Reisinger nicht bedeuten, dass andere Schulenweniger Geld kommen – was die Idee wohl weniger mehrheitsfähig machen würde: Die Neos würden generell dafür stehen, mehr Mittel in die Bildung zu stecken. Für Wien soll zudem noch Extra-Geld aus dem „völlig aufgeblähten Politiksystem“ kommen: Mit einer Halbierung der Parteienförderung, des Werbeetats der Stadt, der Zahl der Gemeinderäte und Bezirksräte seien 120 Millionen Euro pro Jahr zu holen. Das sollte dann direkt an die Schulen fließen.

Was die Gymnasien angeht - die große Streitfrage zwischen ÖVP und SPÖ - sehen die Neos das eben nicht als das größte und wichtigste Thema: "Die Zukunft der Stadt entscheidet sich nicht entlang der Frage, ob das Gymnasium in der Langform erhalten bleibt, sondern ob wie es schaffen, Pflichtschulen in entsprechender Qualität zur Verfügung zu stellen", so Meinl-Reisinger.

(beba)

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