Typische Berufswünsche: An wem orientiert man sich?

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Vor der Pubertät sind die Eltern Vorbilder, dann steigt der Einfluss von Freunden. Eine Studie untersucht Einflüsse bei der geschlechtsuntypischen Berufswahl.

Mädchen und Burschen mit Interesse an nicht geschlechtstypischen Berufen haben oft kaum berufliche Vorbilder und werden auch wenig durch ihr Umfeld unterstützt. Das führt laut einer Studie der Uni Graz unter Schülern an Polytechnischen Schulen in der Steiermark oft dazu, dass dieser Weg nicht weiter verfolgt wird. Abhilfe könnten etwa langfristig angelegte Mentoren-Programme schaffen.

In der Grazer Studie wurden Schüler zu ihren beruflichen Interessen und zu den Berufen befragt, die ihre Eltern oder Freunde ausüben oder anstreben. "Schon beim Erheben der Daten ist uns immer wieder aufgefallen, dass da oft ein Mädchen sitzt, das Friseurin werden will, und die vier Mädchen daneben geben den gleichen Wunsch an", so Silke Luttenberger vom Institut für Psychologie der Universität Graz. Ähnliches zeige sich bei Burschen, wo ganze Gruppen etwa KFZ-Techniker werden wollten.

An wem orientieren sich Schüler?

Auf Basis dieser Beobachtung gingen die Forscher der Frage nach, woran oder an wem sich Schüler bei der Berufswahl orientieren. Dazu gebe es kaum Literatur, obwohl bekannt ist, dass vor allem Schüler auf der Suche nach einer Lehrstelle sich auf sehr wenige Lehrberufe konzentrieren, so die Psychologin. Zudem wird bei der Berufswahl klassischen Rollenbildern gefolgt.

Das zeigt einmal mehr die Statistik über die Lehrabschlüsse im Vorjahr: Bei den bestandenen Lehrabschlüssen für den Beruf Friseur beträgt der Frauenanteil knapp 93 Prozent, bei Maurer oder Zimmerer dagegen nicht einmal ein Prozent. Klassisch streben viele Burschen handwerklich-technische Lehrberufe an, während etwa die Hälfte der Mädchen in Bereiche wie Einzelhandel und Büro drängen oder Friseurin werden.

Können Initiativen Erfolg haben?

Und dies trotz zahlreicher, meist relativ kurzfristig angelegter Programme, die auch auf andere Optionen hinweisen. "Die Frage ist, können diese Initiativen überhaupt erfolgreich sein, wenn man gar nicht weiß, an wem sich die Jugendlichen orientieren", so die Forscherin.

In der Untersuchung zeigte sich, dass es sowohl bei Mädchen, als auch bei Burschen Gruppen gibt, die sich beim Eintritt in die Bewerbungsphase im Prinzip vorstellen können, geschlechtsuntypische Berufe zu wählen. Oft waren dies Schüler mit noch wenig gefestigtem Berufswunsch.

Je mehr Unterstützung, desto mehr Mut

Diesen jungen Menschen fehlen dann allerdings oft die beruflichen Vorbilder oder Rollenmodelle. In der Familie oder im weiteren Umfeld gebe es oft niemanden, der einen solchen Beruf ausübt, erklärte Luttenberger. Dadurch bestehe die Gefahr, dass die Schüler wieder in klassische Berufslaufbahnen umschwenken. Je mehr Unterstützung es gibt, desto eher trauen sie sich einen untypischen Beruf zu.

Damit Interventionen wirksam werden, müssen diese allerspätestens in der Phase um die ersten Bewerbungen gegriffen haben. Vor der Pubertät kommt den Eltern eine sehr wichtige Rolle in der Vorbildwirkung zu. Ihre Rückmeldungen über die Stärken der Kinder seien prägend. Danach steigt auch in diesem Bereich der Einfluss gleichaltriger Peers oder der besten Freunde. 

Maßnahmen im Poly kommen relativ spät

"Natürlich wirkt auch Schule", betonte Luttenberger. Vor allem Berufsorientierungs-Maßnahmen könnten hier viel bewirken, seien in Österreich aber nicht flächendeckend umgesetzt. An Gymnasien sei das Thema bisher "total untergeordnet". An den Polytechnischen Schulen seien diese Maßnahmen zwar gut verankert, allerdings komme das in der neunten Schulstufe schon recht spät.

Die Forscherin plädiert angesichts der Daten für geschlechtssensible und vor allem langfristigere Berufsorientierung, mit Fokus auf Jugendliche, die wenig Unterstützung im sozialen Umfeld haben. Vielversprechend seien Mentoren-Programme, bei denen erfolgreiche Personen in geschlechtsuntypischen Berufen über längere Zeit hinweg als Bezugspersonen und Vorbilder fungieren.

(APA)

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