Stoisits wird Flüchtlingsbeauftragte für Schulen

APA
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Ex-Volksanwältin Terezija Stoisits soll sich um den Umgang mit Flüchtlingen in Schulen kümmern. Die Länder wissen nun, mit wie vielen Flüchtlingen zu rechnen ist.

Wien. Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) ist angesichts des bevorstehenden Schulbeginns, bei dem auch 5000 Flüchtlinge in Österreichs Schulen Platz nehmen werden, um Beruhigung bemüht: „Es werden alle gut in das neue Schuljahr starten können.“ Die Zahl der Flüchtlinge sei bewältigbar, es gebe genügend Lehrer – und die Frage der Finanzierung sei „nicht vordergründig“.

Und noch eine Besänftigungsnachricht verkündete die Bildungsministerin: Mit der langjährige grüne Nationalratsabgeordnete und Ex-Volksanwältin Terezija Stoisits wird es im Bildungsressort künftig eine eigene Flüchtlingsbeauftragte geben – sozusagen das Pendant von Flüchtlingskoordinator Christian Konrad, aber auf Bildungsebene. Stoisits soll im Bildungsministerium selbst, zwischen den Landesschulräten und den NGOs koordinierend wirken. Außerdem wird es ihre Aufgabe sein, Vorzeigeprojekte im Umgang mit Flüchtlingskindern zu suchen und zu bewerben.

Das Bildungsressort ist Stoisits nicht fremd, im Gegenteil: In den 1980er Jahren startete sie nach Jusstudium und Gerichtsjahr ihre Karriere in der dortigen Präsidialsektion. Nach ihrem Ausstieg aus der Politik vor zwei Jahren wechselte sie wieder als Beamtin ins Ministerium. Hier ist die 56-Jährige als Menschenrechtskoordinatorin tätig. Sie bringt in diesem Bereich Erfahrung mit. In ihren 17 Jahren im Parlament – sie ist damit längstdienende grüne Nationalratsabgeordnete – befasste sich Stoisits vor allem mit den Themen Minderheiten, Menschenrechte und Migration und engagierte sich stark in Asylfragen. In ihren fünf Jahren als (erste grüne) Volksanwältin zwischen 2007 und 2013 war Fremdenrecht eine zentrale Angelegenheit.

Eines jener Themen, das auch in ihrem neuen Job eines sein wird, kennt die Burgenlandkroatin aus eigener Erfahrung: den (schwierigen) Umgang mit der Sprache: Als Stoisits 1965 eingeschult wurde, schickten die Eltern sie nicht in die zweisprachige Schule in Stinatz, sondern in den Nachbarort, wo nur auf Deutsch unterrichtet wurde. „Zweisprachigkeit wurde damals nicht als Schatz, sondern als Defekt verstanden“, sagte sie einmal.

Erste Flüchtlingszahlen publik

Die neun Landesschulratspräsidenten, die gestern Nachmittag im Bildungsministerium geladen waren, nahmen es freudig auf. Es sei ein „sichtbares Zeichen“. Ein solches sollte gestern offenbar auch durch den betont einträchtigen Auftritt der Landesschulratspräsidenten und der Ministerin gesetzt werden. Selbst der laute Ruf nach zusätzlichen finanziellen Ressourcen für Flüchtlingskinder schien vergessen. Das sei „zweitrangig“, betonten auch die Präsidenten. Und die Zahl der Flüchtlinge, die ab 7. September bzw. 14. September in Österreichs Schulen, keinesfalls problematisch.

Österreichweit werden es 5000 Flüchtlinge sein – 4000 davon stießen aber schon im vergangenen Schuljahr dazu. Konkret rechnet Wien mit 350 Flüchtlingen – etwa 130 davon sind neu. In Oberösterreich werden es 750 sein (250 Neuankömmlinge). Niederösterreich erwartet mit 894 Kindern die meisten Flüchtlinge. In Salzburg rechnet man mit 440 (200 besuchten die Schule noch nicht). In der Steiermark ist die Rede von 600, in Tirol von 400, im Burgenland von 104 und in Kärnten von 267.
Das sind die Zahlen für Schulbeginn. Die dürften aber während Schuljahres deutlich steigen. Schätzungen gibt es dafür aber keine. 

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