Was sich zum Schulstart ändert

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Hauptschule wird endgültig durch die Neue Mittelschule ersetzt, BHS-Schüler bekommen die Zentralmatura, und neu eintretende Lehrer können ins neue Dienstrecht wechseln.

Wien. Exakt 35.925 Kinder sitzen heute, Montag, zum allerersten Mal in der Schule – sind also Taferlklassler. Insgesamt startet in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland heute für 463.000 Kinder die Schule. Im Westen werden erst eine Woche später 46.876 Taferlklassler und insgesamt 644.000Schüler in den Schulalltag starten. Damit sind die neunwöchigen Ferien auch für die rund 115.200 Lehrer vorbei. Ein Überblick über die Veränderungen im neuen Schuljahr.

Das Ende der Hauptschule. In diesem Schuljahr starten auch die letzten 45 Hauptschulen als Neue Mittelschule (NMS). Es gibt damit also keine ersten Hauptschulklassen mehr. In den kommenden drei Jahren folgen dann automatisch die anderen Schulstufen. Im Herbst 2018 wird die Umwandlung komplett vollzogen sein.

Änderung bei der NMS. Obwohl sie noch nicht lang besteht, werden an der Neuen Mittelschule schon erste Veränderungen vorgenommen. Bisher konnten die sechs Stunden, die der NMS im Vergleich zur Hauptschule zusätzlich zur Verfügung stehen, nur für Deutsch, Mathematik oder Englisch verwendet werden. In diesen Fächern wurden dann meist zwei Lehrer eingesetzt. Ab diesem Schuljahr sollen diese sechs Stunden auch in anderen Schwerpunktfächern einer Schule einsetzbar sein.

Zentralmatura an BHS. Die Premiere an den Gymnasien lief im vergangenen Schuljahr – trotz problematischer Vorbereitung – überraschend gut. Im heurigen Schuljahr werden die berufsbildenden höheren Schulen (BHS) nachziehen und die Matura erstmals nach einheitlichen Vorgaben abhalten. Die Zentralmatura an den BHS wird aus drei Säulen bestehen: der Diplomarbeit, der schriftlichen und der mündlichen Matura. Im Unterschied zu der vorwissenschaftlichen Arbeit an den Gymnasien wird die Diplomarbeit an den BHS eine Teamarbeit sein.

Bei der schriftlichen Matura gibt es an den BHS vor allem in Mathematik zahlreiche je nach Schultyp – zu den BHS zählen ja von der HTL bis zu der Bundesbildungsanstalt für Kindergartenpädagogik (Bakip) viele unterschiedliche Schulen – unterschiedliche Aufgabenvarianten. Außerdem differieren sowohl schriftlich als auch mündlich die auszuwählenden Prüfungsfächer: An den BHS sind fach- bzw. berufsspezifische Prüfungen vorgeschrieben.

Tägliche Turnstunde kommt. Die sogenannte tägliche Turnstunde kommt in diesem Schuljahr (nur) an den Ganztagsschulen in einer abgespeckten Form: Konkret sollen fünf Bewegungseinheiten – das müssen nicht zwingend ganze Unterrichtsstunden sein – „nach Möglichkeit gleichmäßig auf die Woche verteilt“ werden. Außerdem wird es an Ganztagsschulen erstmals Betreuungspläne geben. Damit werden die Aufgaben und Ziele von Lernzeit bzw. die Ausgestaltung der Freizeit präzisiert und in die Lehrpläne aufgenommen. Unter anderem wird dabei festgelegt, dass Hausübungen nicht mehr mit nach Hause genommen werden sollen.


Neues Dienstrecht. Auch für die Lehrer gibt es große Veränderungen: Neu in den Schuldienst eintretende Pädagogen können jetzt erstmals das neue Lehrerdienstrecht in Anspruch nehmen. Sie müssen aber noch nicht. Erst im Herbst 2019 wird das neue Dienstrecht verpflichtend sein. Es bringt eine Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung auf grundsätzlich 24 Stunden sowie höhere Anfangsgehälter bei einer später flacheren Gehaltskurve. Nach ersten Trends dürften sich die meisten neu eintretenden Pflichtschullehrer für das neue Dienstrecht entscheiden, nicht aber die Lehrer an AHS und BHS. Der Grund dafür: Die Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung wirkt sich für Pflichtschullehrer nicht so stark aus.


Neue Tests. Auch in diesem Schuljahr stehen nationale und internationale Bildungstests auf dem Programm: Von Ende Oktober bis Anfang Dezember werden rund 8000 14- bzw. 15-Jährige für die neue PISA-Studie getestet. Und von Anfang April bis Mitte Mai 2016 wird die Lesefähigkeit von rund 4500 Schülern der vierten Klasse Volksschule mittels PIRLS-Test überprüft. Am 20. bzw. 28.April steht schließlich die Bildungsstandard-Überprüfung im Fach Deutsch für alle Schüler der achten Schulstufe auf dem Programm.

Sexualerziehung und Politik. Auch so manch viel diskutierter Erlass wird im startenden Schuljahr wirksam: allen voran jener zur Sexualerziehung. Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) will die Sexualerziehung durch den Erlass – trotz großen Widerstands – modernisieren. Selbiges gilt ebenso für den Erlass zur politischen Bildung. Außerdem tritt auch ein neuer Erlass zur Wirtschafts- und Verbraucherbildung in Kraft. An diese Erlässe sollten sich alle Pädagogen halten.


Lehre mit Matura erleichtert. Erleichterungen gibt es für Jugendliche, die die Lehre mit Matura absolvieren: Für sie kann sich die Lehrzeit in Zukunft um den Zeitraum verlängern, den die Kurse zur Berufsreifeprüfung in Anspruch nehmen. (j.n./APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.09.2015)

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