Schulwahl: Auf der Suche nach der richtigen Schule

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Im Herbst wählen Eltern von künftigen Tafelklasslern eine passende Schule für ihre Kinder. Von den Räumlichkeiten bis zum Bauchgefühl: Was Eltern bei dieser Entscheidung beachten sollten.

Wien. Die Wahl der richtige Schule gilt bei vielen Eltern als Lebensentscheidung. Ob alternative Pädagogik oder Regelklasse, private oder öffentliche Schule: Das entscheidet sich für künftige Erstklassler meist in den Herbstmonaten.

Besonders in den Großstädten strömen die Eltern nun an Schulen und prüfen, was diese zu bieten haben. In Wien halten die meisten Volksschulen Ende November einen Tag der offenen Tür ab und präsentieren dabei Profil, Lehrer und Schwerpunkte. Bei der Einschreibung im Jänner können die Eltern ihre Kinder dann oft auch für bestimmte Klassen bzw. Lehrer anmelden: „Es ist durchaus üblich, dass Eltern einen Wunsch angeben können“, sagt Wolfgang Gröpel, der für die Wiener Pflichtschulen zuständig ist. „Die Presse“ hat versucht, die fünf wichtigsten Entscheidungskriterien herauszufinden.

Schulweg

Vor allem in Großstädten lässt das pädagogische Angebot kaum einen Wunsch offen. Allerdings stellt sich nicht nur bildlich die Frage, wie weit man dafür gehen will: Der Schulweg ist ein Kriterium. Er ist für die Eltern sogar das wichtigste Kriterium bei der Schulwahl, wie der Erziehungswissenschaftler Jörg Ramseger von der Freien Universität Berlin sagt. Wenn nichts gegen die Schule in der Nachbarschaft spreche, würden Eltern diese auch wählen. Und das hat gute Gründe: Für die Kinder hat eine Schule in der Nähe den Vorteil, dass sie den Weg selbst bewältigen und ihre Schulfreunde nicht weit weg wohnen.

Nachmittag

Der Unterricht in der ersten Klasse ist oft schon um zwölf Uhr zu Ende, deshalb stellt sich für viele Eltern die Frage nach einer guten Nachmittagsbetreuung. Diese sollte den Kindern auch Möglichkeiten für Bewegung bieten. Viele Schulen bieten Sport- oder Musikkurse von externen Anbietern an, die an die Schulen kommen. Über das Programm sollte man sich informieren. Ideal ist es, wenn die Betreuung an der Schule stattfindet und teilweise von Lehrern übernommen wird, dann machen die Kinder die Hausübung gleich vor Ort unter kundigem Auge und können zu Hause entspannen.

Lehrer

Der einzelne Lehrer ist für den schulischen Erfolg wichtiger als die Schule, wichtiger als die Klassengröße oder das pädagogische Konzept, besagt die wohl wichtigste Lernstudie, Hattie. Kann man Lehrerwünsche deponieren, sollte man das also auch tun. Doch wie erkennt man gute Lehrer? Zwar sind Schulentscheidungen keine reine Bauchsache, aber bei der Wahl des Lehrers spielt das Bauchgefühl doch eine große Rolle. Denn einen guten Volksschullehrer macht Studien zufolge vor allem eines aus: emotionale Wärme. Inwieweit diese vorhanden ist, muss man erfühlen. Ein gutes Zeichen ist, wenn der Lehrer das Kind beim Tag der offenen Tür begrüßt, ihm die Klasse zeigt und zumindest so viel Aufmerksamkeit schenkt wie den Eltern. Gute Direktoren ermuntern Lehrer, ihren Klassen ein pädagogisches oder inhaltliches Profil zu geben: Montessori, bewegtes Lernen oder Fokus auf Musik oder Kunst. Bleibt die schwierige Frage, was das Richtige für das Kind ist.

Ambiente

Hat die Schule einen schönen Schulhof und sogar einen Garten? Gibt es auf der Kindertoilette WC-Papier und Handtücher? Und warum riecht es in einer Klasse so seltsam? Das Ambiente ist durchaus wichtig, trägt es doch bei den Kindern genau wie bei den Eltern dazu bei, dass sie sich an einem Ort wohlfühlen. Ein gutes Zeichen ist es, wenn die Lehrer ihre Klassen erweitern, zum Beispiel eine Sackgasse als zusätzlichen Lernraum gestalten.

Ruf

Für manche ist schon die Wahl der Volksschule eine Statusfrage. Auf den Spielplätzen wird der Ruf der einen oder anderen Schule recht häufig diskutiert. Damit verbunden oft die Frage, wie viele Kinder mit Migrationshintergrund in den Klassen sitzen. Was als „zu viel“ empfunden wird, variiert von Region zu Region. Konservative Eltern meiden eine Schule bei einem Anteil von 25 Prozent an Migrantenkindern, sagt Primarschulexperte Ramseger. In liberalen Häusern und Gegenden liege die Schmerzgrenze bei 40 Prozent. Aber der Ruf sei nicht entscheidend: „Das, was man auf den Spielplätzen und beim Friseur hört, hält wissenschaftlich oft nicht stand.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.10.2015)

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