Heinisch-Hosek will Schuldirektoren auf Zeit

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SP�-THEMENRAT 2015 BILDUNG CHANCEN ZUKUNFT: HEINISCH-HOSEK(c) APA/HANS PUNZ (HANS PUNZ)
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Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) schwebt eine Befristung auf fünf Jahre vor. Direktoren empfinden Personalführung als belastend.

Wien. Trotz einiger Unsicherheiten im Hinblick auf die für 17. November angekündigte Bildungsreform gilt eines als fix: Die Schulen sollen selbstständiger werden und mehr Freiheiten – also Autonomie – bekommen. Das wird wohl auch Justierungen im Lehrerdienstrecht nach sich ziehen. Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) versichert nun aber, man habe sich bemüht, „nur wenige Eingriffe“ nötig zu machen. Die Schuldirektoren müssen sich aber auf Veränderungen einstellen. Ihr Job könnte mit einer Befristung versehen werden.

Schuldirektoren sollten nach Vorstellung der Ministerin „auf Zeit“, und zwar auf fünf Jahre befristet, berufen werden – auch mit der Möglichkeit einer vorzeitigen Abberufung, „wenn an der Schule gar nichts funktioniert“. Andererseits spreche natürlich nichts dagegen, kompetente Schulleiter nach Ablauf der fünf Jahre wieder zu bestellen. Das wäre eine der größten, aber nicht die einzige Veränderung, die auf Schuldirektoren zukommen würde. Denn dadurch, dass die Schulen mehr Freiheiten bekommen, wird sich ihre Rolle insgesamt verändern, sie werden an Bedeutung gewinnen. Direktoren werden neue, strategische Führungsaufgaben übernehmen und sich immer mehr Gedanken über die Entwicklung ihrer Schule und das Erreichen externer Standards machen müssen.

Ähnliche Überlegungen, wie es sie jetzt in Österreich gibt, gab es vor Jahren schon in Deutschland. Dort wurden nach den Ergebnissen der ersten PISA-Tests einige Reformen eingeleitet. Wie der Bildungsforscher Stefan Brauckmann, der an der Uni Klagenfurt tätig ist, beschreibt, gingen auch diese mit einer Veränderung der Rolle von Schulleitungen einher. Entscheidungskompetenzen, die bisher zentral in den Händen der Schulaufsicht lagen, wurden zunehmend auf die Einzelschulen übertragen, was Schulautonomie und die Rolle der Direktoren stärkt. Schuldirektoren in Deutschland haben im Vergleich mit den USA, Großbritannien oder den Niederlanden zwar immer noch eingeschränkte Möglichkeiten zur eigenständigen Verwaltung etwa von Budgets oder Personalressourcen. Die Erwartungen an sie steigen trotzdem.

Das rückt die Schulleiter zunehmend in den Fokus der Bildungsforschung. Unter dem Titel „Schulleitungshandeln zwischen erweiterten Rechten und Pflichten“ untersuchte Brauckmann, ob und in welchem Maß Direktoren an deutschen Grundschulen und Gymnasien „vom Verwalter zum Gestalter“ wurden und wie belastend die Schulleiter das empfinden.

Bessere Vernetzung erwünscht

Brauckmann fand heraus, dass Organisationsführung und -entwicklung, Personalführung und -entwicklung wie auch die unterrichtsbezogene Führungsarbeit trotz des vergleichsweise geringen Zeitaufwands dafür als besonders belastend empfunden werden. In diese Felder investieren die Schulleiter signifikant weniger Zeit als beispielsweise in den eigenen Unterricht, das spiegelt sich aber nicht in ihrem Stressempfinden wider. Und zwar sowohl in der Grundschule als auch im Gymnasium. Dabei halten die Direktoren genau diese Tätigkeiten für extrem wichtig.

Brauckmann liefert auch Verbesserungsvorschläge: Direktoren sollten bei administrativen Aufgaben entlastet werden und ihre Führungsaufgabe teilen. Besonderes Augenmerk sollte auf die Eignung der Direktoren (viele zeigen Selbstüberforderungstendenzen) und auf ihre Ausbildung gelegt werden. Eine bessere Vernetzung zwischen den Direktoren wäre ratsam.

Ob die Ergebnisse aus Deutschland auf Österreich umlegbar sind, wird sich zeigen. Brauckmann arbeitet derzeit an einer ähnlichen Studie für Österreich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.11.2015)

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