Bildungsreform: Wien startet Vorbereitung für Modellregion

PG ´ ZUKUNFT BILDUNG´: CZERNOHORSZKY
PG ´ ZUKUNFT BILDUNG´: CZERNOHORSZKY(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
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Die Steuerungsgruppe mit dem neuen amtsführenden Wiener Stadtschulratspräsidenten nimmt mit dessen Bestätigung am 10. Dezember ihre Arbeit auf – die Vorbereitungen für die Wiener Modellregion starten nun.

Wien. Am 10. Dezember wird Jürgen Czernohorszky vom Kollegium als neuer amtsführender Wiener Stadtschulratspräsident bestätigt, womit er offiziell sein Amt antritt. Er folgt auf Vorschlag des Wiener Bürgermeisters, Michael Häupl, auf Susanne Brandsteidl (siehe oben). Und mit dem Antritt von Czernohorszky starten die Vorbereitungen für die Wiener Modellregion für eine Gesamtschule – so wie sie im rot-grünen Regierungsübereinkommen niedergeschrieben wurde. Grundsätzlich ermöglicht die Bildungsreform die Umsetzung der Modellregion im kleinen Rahmen – auch wenn Details dazu noch zu verhandeln sind. Wien möchte das ganze Bundesland zur Modellregion machen, gibt sich derzeit aber mit einer kleinen Modellregion zufrieden – nachdem eine solche laut Reform nicht mehr als 15 Prozent der Schulen bzw. Schüler in einem Bundesland erreichen darf.

Nun gibt es in Wien eine sogenannte Steuerungsgruppe, die mit den Vorarbeiten zur Umsetzung der Wiener Modellregion beginnt. Dieser Steuerungsgruppe sollen laut Häupl vor allem Experten angehören. Gegenüber der „Presse“ nannte der Bürgermeister als Beispiel etwa die Chefin der katholischen Privatschulen – das wäre Andrea Pinz, Leiterin des Schulamts bei der Erzdiözese Wien. Daneben wird natürlich Czernohorszky die Vorbereitungen bzw. Umsetzung federführend leiten.

Wohin die Reise in Wien geht, ist klar: „Bildung darf nicht vom Geldbörsel und Bildungsstand der Eltern abhängig sein“, argumentierten Häupl und die neue Bildungsstadträtin, Sandra Frauenberger am Dienstag die bekannte Linie für eine gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen. „Mit zehn Jahren die Entscheidung zu treffen ist zu früh“, so Frauenberger: „Deshalb diskutieren wir über das Modell einer Gesamtschule.“ Laut Frauenberger sollen sich die Eltern und Schüler freiwillig für diese Schulform, also für die Modellregion, entscheiden – „wegen der modernen Pädagogik“. Als Beispiel nannte sie den Bildungscampus Plus in der Berresgasse im 22. Wiener Gemeindebezirk. Zur Erklärung: Wien sieht seine Campusmodelle, bei denen Volksschule und Neue Mittelschule an einem Schulcampus untergebracht sind und die bisher als Schulversuch geführt werden, als Gesamtschule. In der Berresgasse wird zusätzlich ein Kindergarten angesiedelt.

Die heikle 15-Prozent-Frage

Der Sieger des Architektenwettbewerbs für den Campus Plus im 22. Bezirk wird am Donnerstag präsentiert. Derartige Schulen sollten „zu einer Lokomotive für eine neue Form des gemeinsamen Lernens werden“, erklärte Häupl, der auf ein noch zu klärendes Detail hinwies, das durchaus für Diskussionen sorgen könnte: Bis die Bildungsreform in Gesetze gegossen ist, muss auf Bundesebene noch geklärt werden, ob die 15 Prozent der Schulen, die in eine Modellregion gepackt werden können, zu den Campusmodellen in Wien hinzukommen. Oder ob diese zu den 15 Prozent zählen. Czernohorszky interpretiert das so, dass die Schulen zu den bisherigen Modellen dazukommen. Häupl ist optimistisch, dass der Anteil dann auf etwa 20 Prozent kommt.

Häupl hofft aber ohnehin, dass die geplante 15-Prozent-Grenze für die Gesamtschulversuche sich noch nach oben verschiebt: Weil es für die Umsetzung der Bildungsreform auf Bundesebene die Zustimmung der Grünen braucht, werde man an der Schraube der 15 Prozent noch drehen müssen. (stu)

AUF EINEN BLICK

Gesamtschulmodellregion. Mit der Bestätigung des designierten amtsführenden Wiener Stadtschulrats, Jürgen Czernohorszky, durch das Kollegium am 10. Dezember, startet Wien die Vorarbeiten für die Schaffung einer Wiener Bildungsregion. Diese basiert hauptsächlich auf Campusmodellen.

Die Bildungsreform soll den Bundesländern Gesamtschulmodellregionen ermöglichen – beschränkt auf maximal 15 Prozent der Schüler bzw. Schulen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.12.2015)

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