Gesamtschule: Vorarlberg präsentiert Projektplan

(c) Clemens Fabry
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Das Bundesland lässt sich von von seinem Plan einer gemeinsamen Schule nicht abbringen. Acht Arbeitsgruppen arbeiten bereits.

Vorarlberg hält an seinem Plan fest, landesweit eine gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen einzuführen. Am Montag präsentierte Bildungslandesrätin Bernadette Mennel (ÖVP) die Projektstruktur für die Umsetzung der Modellregion mit einem klaren Zeit- und Stufenplan bis 2025. Acht thematische Arbeitsgruppen haben bereits ihre Tätigkeit aufgenommen.

"Wir lassen uns nicht durch die Ergebnisse der Reformkommission vom Weg abbringen", betonte Mennel bei einer Pressekonferenz in Bregenz und zeigte sich zuversichtlich, dass die 15-Prozent-Quote für Modellregionen noch nach oben korrigiert werden könne. In einem ersten Anlauf sei es gelungen, die Tür einen Spalt aufzubrechen, nun "werden wir weiter an der Tür drücken", damit eine sinnvolle Weiterentwicklung der Schule der Zehn- bis 14-Jährigen gelinge.

Einschränkung verstärkt Druck auf Schüler

Die in der Bildungsreform definierte 15-Prozent-Grenze für Modellregionen hielten sowohl die Bildungslandesrätin als auch die Vizerektorin der Pädagogischen Hochschule (PH) Vorarlberg, Gabriele Böheim-Galehr, für nicht zielführend. Böheim-Galehr bezeichnete die Einschränkung sogar als "geradezu kontraproduktiv", sie würde die soziale Selektion in der ersten Sekundarstufe und den Druck auf die Volksschüler und Lehrer der vierten Klasse sogar noch verstärken.

Vielfältig, chancengerecht, leistungsstark und wertschätzend waren die Adjektive, die bei der Präsentation der Projektstruktur für die Weiterentwicklung der gemeinsamen Schule der Zehn- bis 14-Jährigen am häufigsten fielen. "Unser Bildungssystem muss hohe Leistungen ermöglichen und allen Kindern dieselben Chancen bieten", stellte Mennel klar, räumte aber auch eine, dass "eine so weitreichende Entwicklung Zeit brauche, gut vorbereitet und professionell umgesetzt werden" müsse.

Start für Umsetzung ab Februar

Der Projektplan, der auf den Ergebnissen des Vorarlberger Forschungsprojektes "Schule der 10- bis 14-Jährigen" basiert, geht deshalb von einer Vorbereitungs- und Umstellungsphase von zehn Jahren aus. Aufgestellt haben den Zeit- und Stufenplan bis 2025 acht Arbeitsgruppen mit insgesamt 55 Mitgliedern, darunter Direktoren von NMS und Gymnasien, Mitglieder des Landesschulrates, Lehrer, Fachleute der PH sowie Vertreter von sieben Abteilungen des Landes. Sie arbeiten etwa an einem pädagogischen Konzept, das als Grundlage für einen Test an Pilotschulen dienen soll, an einem Schulpreis für innovative Konzepte, an der Frage, wie Schulen mit besonderen Herausforderungen (z.B. hoher Anteil an Migranten) unterstützt werden können sowie an einer Individualisierung und Personalisierung der Lehreraus- und -weiterbildung oder den rechtlichen und organisatorischen Voraussetzungen für die Umsetzung der Gesamtschule. Letztere Arbeitsgruppe beschäftige sich auch mit der Frage der Aufhebung von Schulsprengeln, berichtete Mennel.

Der Einstieg in die Umsetzung des Planes soll im Februar 2016 mit einem Symposium zum Thema "Individualisierung und innere Differenzierung im Unterricht" erfolgen. Als weitere Meilensteine nannte die Bildungslandesrätin die Vorlage eines pädagogischen Konzeptes und die Erstellung einer sozialindizierten Landkarte der Schulen mit besonderen Herausforderungen als Basis für die Mittelvergabe im zweiten Halbjahr 2016.

2017 wird an Pilotschulen gestartet

Im Mai 2017 werde dann der erste Vorarlberger Schulpreis mit dem Schwerpunkt Lehren und Lernen in heterogenen Gruppen vergeben, im zweiten Halbjahr starte man mit der Erprobung des neuen pädagogischen Konzeptes an Pilotschulen. Wie viele Schulen das sein werden, konnte die Mennel noch nicht sagen. Das werde erst in den Arbeitsgruppen diskutiert, auch habe man noch keine Zeit gehabt mit infrage kommenden Schulen Kontakt aufzunehmen. Im ersten Halbjahr 2021 soll schließlich der Projektfortschritt noch einmal genau unter die Lupe genommen werden und notwendige Nachbesserungen der gesetzten Maßnahmen erfolgen. Sollte alles gut gehen, werde im zweiten Halbjahr 2025 die Gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen auf ganz Vorarlberg ausgedehnt, stellte die VP-Politikerin in Aussicht.

Wissenschaftlich beraten werden die Arbeitsgruppen von einem internationalen Fachbeirat, der sich aus österreichischen, deutschen, Schweizer und Südtiroler Experten zusammensetzt. Mit der Projektkoordination wurde der Erziehungswissenschafter Martin Hartmann betraut.

(APA)

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