Deutschpflicht: „Wird es in Wien sicher nicht geben“

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Stadtschulratspräsident Czernohorszky lehnt Vorgehen Oberösterreichs und der Steiermark ab. Man dürfe Kindern nicht das Wort verbieten.

Wien ist zwar das Bundesland mit den meisten Schülern mit Migrationshintergrund – rund jeder zweite Volksschüler in der Hauptstadt hat eine andere Muttersprache als Deutsch. Eine Empfehlung, dass die Schüler auch in den Pausen Deutsch sprechen sollen – wie sie jetzt in Oberösterreich und auch in der Steiermark ausgearbeitet wird -, lehnt Stadtschulratspräsident Jürgen Czernohorszky aber dezidiert ab.

„Das wird es in Wien sicher nicht geben“, sagte er am Freitag im Gespräch mit der „Presse“. „Nicht nur aus Gründen des Menschenbilds, sondern weil es nichts Dümmeres gibt, als Kindern das Wort zu verbieten.“ Kinder sollten dazu animiert werden, zu sprechen, sich auszudrücken – ihnen die Muttersprache zu verbieten, sei dabei völlig kontraproduktiv, so Czernohorszky.

Empfehlungen in OÖ, Steiermark

In anderen Bundesländern sieht das anders aus: Nach Oberösterreich empfiehlt nun auch die Steiermark Deutsch als Pausensprache. Ein derartiger Vorschlag sei in Ausarbeitung, sagte zuletzt Landesschulratspräsidentin Elisabeth Meixner (ÖVP). Er beinhalte jedenfalls die Empfehlung, „dass die Pausengespräche in der Unterrichtssprache geführt werden“. Kontrollen oder Sanktionen soll es aber nicht geben.

Oberösterreich, das eine Deutschpflicht im schwarz-blauen Regierungsabkommen paktiert hatte, ist bereits länger dabei, einen derartigen Text auszuarbeiten, den Schulen in ihre Hausordnung aufnehmen können. Es gehe dabei um eine Empfehlung und nicht um eine Pflicht, sagte Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer (ÖVP). Eine allgemeine Pflicht zur Verwendung der deutschen Sprache auch in der Pause ist laut Juristen rechtlich problematisch.

(beba)

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