Deutsch in der Pause: Tauziehen in den Bundesländern

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Viele Bundesländer lehnen eine Pflichtsprache in der Pause ab. Manche
gehen den Weg der "Empfehlung", mehrere wollen die Schulen selbst entscheiden lassen.

Linz. Oberösterreichs schwarz-blaue Landesregierung hat ein klares bildungspolitisches Ziel: Andere Muttersprachen als Deutsch sollen vom Pausenhof verbannt werden. Es soll künftig ausschließlich Deutsch gesprochen werden. Ein aufsehenerregendes Vorhaben, das in vielen Bundesländern auf Ablehnung stößt – aber nicht in allen.

In Oberösterreich gibt es noch Unklarheiten. Derzeit ist ein Tauziehen zwischen „Pflicht“ und „Bemühen“ im Gang: Landeshauptmann-Stellvertreter Thomas Stelzer (ÖVP) möchte die Pflicht in der Hausordnung verankern – allerdings ohne jegliche Konsequenzen. Der zuletzt vom Landesschulrat ausgearbeitete Textentwurf liest sich noch milder: „Wir bemühen uns, auch außerhalb des Unterrichts Deutsch als gemeinsame Sprache zu verwenden“, heißt es da.

Die Grünen sehen ein Zurückrudern wegen „Verfassungswidrigkeit“ und „Unsinnigkeit“ und fordern die Verantwortlichen dazu auf, „die Schule nicht als politische Showbühne zu missbrauchen“. Der Sozialdemokratische Lehrerverein spricht von einem Schildbürgerstreich. Tatsächlich ist die Einführung einer Pflicht rechtlich schwierig. Es könnte in Oberösterreich dennoch zu Nachschärfungen kommen: Stelzer will ein Gutachten abwarten und danach das Vorhaben noch „konkretisieren“.

„Bitte warten“ heißt es auch in der Steiermark. Dort kündigte der Landesschulrat an, eine Empfehlung herauszugeben. Zuerst werde diese den Schulinspektoren vorgelegt und dann an die Schuldirektionen verschickt. Das werde „bis zum Sommer dauern“. Schlussendlich sollen Schulen selbst entscheiden können, ob sie die Empfehlung für ihre Hausordnung übernehmen. Kontrolle und Strafen wird es demnach nicht geben.

„Wird es in Wien nicht geben“
Verhalten positiv reagiert die Mehrheit der übrigen schwarzen Länder: Aus Salzburg heißt es, dass durch die gemeinsame Sprache Probleme eingedämmt würden, etwa dass Kinder Mitschüler oder Lehrer in einer anderen Sprache beschimpfen. Konkrete Empfehlungen für die Umsetzung seien aber nicht vorgesehen. Das sei Sache der Schule. Ähnlich sieht es Vorarlberg. Hier lehnt man zwar ebenfalls eine Verpflichtung ab. Einer Empfehlung im Sinn einer Sensibilisierung stehe man aufgeschlossen gegenüber. In Niederösterreich sind ebenso keine Empfehlungen geplant. Völlige Ablehnung kommt lediglich aus Tirol. „Unzulässig und nicht zielführend“ ist die Pflicht für Bildungslandesrätin Beate Palfrader (ÖVP).

Am deutlichsten ist die Ablehnung von Deutsch als Pausensprache in den SPÖ-regierten Ländern. „Das wird es in Wien sicher nicht geben“, sagt der neue Stadtschulratspräsident, Jürgen Czernohorszky, zur „Presse“. „Nicht nur aus Gründen des Menschenbilds, sondern weil es nichts Dümmeres gibt, als Kindern das Wort zu verbieten.“ Auch in Kärnten wird es keine Pflicht geben. Als undenkbar bezeichnet Landesschulratspräsident Rudolf Altersberger das. Selbst eine Empfehlung hält er nicht für sinnvoll. „Warum soll man sich etwas umhängen, nur um populistisch in Erscheinung zu treten?“ Burgenlands Landesschulratspräsident, Heinz Zitz, hält Verordnen weder für sinnvoll noch für umsetzbar.

Kritik gibt es auch von Schülerseite: Eine Pflicht sei „kontraproduktiv für die Vielfalt der Sprachen“, so Schülerunionsobmann Philipp Kappler. Schüler seien ohnehin daran interessiert, in den Pausen Deutsch zu sprechen, um die Sprache zu üben. (APA/red.)

Auf einen Blick

Die Deutschpflicht in der Pause wurde im Herbst durch die schwarz-blaue oberösterreichische Landesregierung auf das Tapet gebracht. Rechtlich ist die Einführung einer Pflicht schwierig. Juristen halten sie für grundrechtswidrig. Deshalb wurde in Oberösterreich vorerst eine Empfehlung ausgearbeitet. An einer solchen arbeitet auch Salzburg. Bis zum Sommer soll diese fertig sein.

(APA)

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