Bildungsexport: Aktive Privatunis und Lehrlingsausbildung

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Auf dem internationalen "Bildungsmarkt" hat Österreich nach Experten-Einschätzung einiges anzubieten. Die Idee von Bildung als Exportgut ist aber ungewohnt.

Im eigenen Land hat das österreichische Bildungssystem nicht immer die beste Nachrede, auf dem internationalen "Bildungsmarkt" hat Österreich aber nach Experten-Einschätzung einiges anzubieten. So gibt es viel Interesse an der dualen Lehrlings-Ausbildung. Um direkte "Exporte" bemühen sich vor allem Privatunis und Fachhochschulen, während staatliche Unis stärker auf Kooperationen setzen.

Die Idee, dass Bildung auch ein Exportgut darstellen kann, dürfte zwar in vielen Institutionen angekommen sein. Das Volumen des österreichischen Bildungsexports weisen allerdings heimische Statistiken laut dem Referenten für Bildungsexport der Abteilung Außenwirtschaft der Wirtschaftskammer (WKO), Bernhard Kaufmann, nicht aus. Anders ist das im angloamerikanischen Raum oder in Australien, wo der Bereich breit gefasst und als wichtiger Wirtschaftsfaktor betrachtet wird.

Bildung als Exportgut: In Australien Platz 3

Dort setzt man schon seit geraumer Zeit vor allem auf "Incoming" im Sinne der Anwerbung internationaler Studenten, die meist hohe Studiengebühren zahlen. In der Aufstellung der meistexportierten Güter und Dienstleistungen Australiens etwa scheint Bildung hinter Eisen und Kohle in den Jahren 2014/2015 sogar an dritter Stelle auf.

Bei einem aktuellen Anteil von ungefähr 25 Prozent ausländischer Studenten an öffentlichen Unis ist der "Incoming"-Anteil auch in Österreich hoch, wodurch "beträchtliche Bruttowertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte" generiert werden. Das zeigt eine Studie des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) aus 2014 am Beispiel deutscher Studenten in Österreich. Bleiben internationale Absolventen nach dem Abschluss im Gastland und arbeiten dort, steigen die Effekte weiter. Die Einnahmen durch hohe Studiengebühren dürften in Österreich freilich nicht so sehr ins Gewicht fallen.

Serbien will duale Ausbildung kopieren

Viel Interesse im Ausland zieht das heimische Modell der dualen Lehrlingsausbildung auf sich. So möchte etwa Serbien in den kommenden Jahren die Lehrlingsausbildung nach heimischem Vorbild ausrollen; auch in Kroatien, Malta und Moldawien wurde bereits mit österreichischer Unterstützung duale Lehre implementiert. Die Wirtschaftskammer hat den "Systemexport" explizit zu einem Ziel erklärt.

In kleinerem Rahmen führen auch österreichische Unternehmen das System unterstützt durch das Programm "go international" in ihren ausländischen Niederlassungen ein. Beispiele sind eine duale Ausbildung für den Bereich Metallverarbeitung in Shanghai, auch in Rumänien und der Slowakei laufen ähnliche Projekte.

FH Krems: Neun transnationale Programme

Mit dem Export von Bildungsangeboten (genannt "Outgoing") befassten sich bisher vor allem heimische Privatuniversitäten und Fachhochschulen. Die IMC Fachhochschule Krems unterhält etwa neun transnationale Programme, bei denen Studierende in Vietnam, China, Serbien, Aserbaidschan, Ukraine und Lettland nach Curricula der IMC ausgebildet werden. Gerade erst wurde die FH mit der Ausarbeitung eines Erstkonzeptes für die Gründung einer Hochschule im deutschen Wertheim beauftragt, wie die IMC FH Krems am Dienstag in einer Aussendung bekanntgegeben hat.

Auch die Sigmund Freud Privatuniversität hat Standorte im europäischen Ausland. Mit der Modul University Vienna der Wirtschaftskammer Wien wird im Herbst die erste heimische Privatuni einen auf 500 Studenten ausgelegten Auslands-Campus in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) eröffnen.

Öffentliche Unis: Vor allem Kooperationen

Für Andreas Schweighofer, Assistant Managing Director der Modul University, ist Bildungsexport im engeren Sinn vor allem "Know-how-Transfer", also das Übertragen von Bildungs-Konzepten aus dem In- ins Ausland, wie er erklärt. Im Gegensatz zur Schweiz oder den Niederlanden gebe es in der heimischen Hochschullandschaft keine Tradition in dem Bereich. Mit der Einführung von privat geführten Fachhochschulen oder Unis habe sich aber ein Trend in diese Richtung entwickelt. Die öffentlichen Unis seien dagegen weniger an dieser Form des Exports interessiert, dafür aber umso mehr in Forschungskooperationen auf Projektbasis mit ausländischen Einrichtungen aktiv.

Ihr Großprojekt in Dubai setzt die Modul University mit einem lokalen Partner um, "der vor Ort die Errichtung und den Betrieb übernimmt. Wir fungieren zwar als Lizenzgeber, nicht aber als Eigentümer des Campus", erklärte Schweighofer. Der Schlüssel zum erfolgreichen Export der Programme in Management und Tourismusmanagement liege darin, dass die Studienprogramme schon komplett auf Englisch vorliegen. Das Akkreditierungsverfahren läuft momentan in Österreich und Dubai. Es ist das erste Mal, dass die Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria (AQ Austria) so ein Verfahren außerhalb Europas durchführe, so Schweighofer.

(APA)

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