Welches Sprachniveau Kinder erreichen sollen, ist offen

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In Wien spricht die Hälfte der Schüler zuhause nicht Deutsch. Doch die Förderung wird nicht evaluiert, genaue Ziele bleiben im Dunkeln. Auch im Kindergarten sieht es nicht rosig aus.

Lob und Tadel gab es vom Rechnungshof (RH) in einer Folgeüberprüfung der Fördermaßnahmen von Bildungsministerium und Wiener Stadtschulrat für Schüler mit Migrationshintergrund. Kritisiert wird etwa, dass noch immer Zielvorgaben dafür fehlen, welches Sprachniveau Schüler durch diverse Fördermaßnahmen erreichen sollen. Auch deren Erfolg werde nicht gemessen.

Es gab schon Kritik: Mängel kaum behoben

Insgesamt sprachen in Österreich im Schuljahr 2014/15 rund 22 Prozent der Schüler im privaten Umfeld nicht Deutsch, in Wien waren es 48 Prozent. Die Sprachfördermaßnahmen für diese Gruppe hat der RH in seiner Überprüfung 2013 allerdings sehr kritisch bewertet, laut Follow-up-Überprüfung wurden die Mängel seither nur zu einem kleinen Teil behoben.

Im Kindergarten hat das Bildungsministerium wegen der zersplitterten Kompetenzen laut Bericht noch immer zu wenige Möglichkeiten, den Einsatz von Sprachförderung zu steuern und zu überprüfen, ob diese wirkt. So könne es nicht für den bundesweiten Einsatz von Sprachstandfeststellungen und -fördermaßnahmen sorgen, weil Kindergärten Ländersache sind und noch dazu seit 2012 Genehmigung und Evaluierung der Maßnahmen über Innen- bzw. Außenministerium laufen.

Welches Niveau sollen Kinder erreichen?

Auch für den Schulbereich stellt das Bildungsministerium Instrumente zur Erhebung und Verbesserung der Sprachkenntnisse zur Verfügung. Dabei wird allerdings ebenso wenig definiert, welches Sprachniveau die Kinder und Jugendlichen erreichen sollen wie bei den Fördermaßnahmen "Deutsch als Zweitsprache" und dem muttersprachlichen Unterricht. Bei den letzteren beiden gab es außerdem noch keine Evaluierung.

Auch bei der Dokumentation hapert es aus RH-Sicht weiterhin: Die Lernfortschritte von außerordentlichen Schülern mit Migrationshintergrund (schulreif, aber schlechte Deutschkenntnisse) würden nicht einheitlich und durchgängig dokumentiert. Die Folge: Vor allem Flüchtlinge mit häufigem Schulwechsel könnten so nicht kontinuierlich betreut und die Qualität der Förderung nicht kontrolliert werden. Bei den Sprachförderkursen mangelt es laut RH weiterhin an Kontinuität: Die Finanzierung ist auch weiterhin nur für zwei Jahre sichergestellt.

Datenweitergabe entwickelt sich positiv

Positiv hervorgehoben wurden im Bericht Netzwerkprojekte des Ministeriums, bei denen die Ergebnisse von Sprachstandsfeststellungen und die Dokumentation von Sprachfördermaßnahmen aus dem Kindergarten an die Volksschule weitergegeben und dadurch Doppelerhebungen vermieden werden können. Im Rahmen des Schulrechtspakets der Regierung, für das gerade die Begutachtungsfrist für Stellungnahmen läuft, soll die Datenweitergabe ab 2016/17 dann österreichweit kommen.

Durch die 2015 erlassene Novelle des Landeslehrercontrollings kann außerdem ab dem laufenden Schuljahr auch erstmals der konkrete Lehrereinsatz in der Sprachförderung nicht nur geschätzt, sondern konkret erhoben werden. Der Stadtschulrat wiederum setze die dafür vorgesehenen Planstellen nunmehr nur für Sprachförderung ein, außerdem werde stärker auf den Lehrereinsatz geachtet. Verbesserungen gab es laut RH außerdem bei der Aus- und Weiterbildung von Lehrern, die Deutsch-Fördermaßnahmen unterrichten.

(APA)

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