"Presse"-Diskussion: Die vergebene Chance der Schulautonomie?

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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In Autonomie werden große Erwartungen gesetzt. Ob sich diese bewahrheiten hängt von der Umsetzung ab.

Das sogenannte Autonomiepaket stellt einen der Eckpunkte der von der Bildungsreformkommission formulierten Reformmaßnahmen dar. Autonome Gestaltungsmöglichkeiten und pädagogische Freiräume sollen zu besseren Lernergebnissen und zu effizienterem Ressourceneinsatz führen.

Bisherige Forschungsergebnisse zu den Effekten von erweiterten autonomen Entscheidungsmöglichkeiten der Einzelschule zeigen jedoch, dass von einer eindeutig feststellbaren Wirkung auf die Unterrichtsqualität und auf die Schülerleistungen nicht ohne weiteres auszugehen ist. Dennoch werden immer wieder große Erwartungen in Autonomisierungsstrategien gesetzt.

1993 wurden in Österreich im Rahmen der 14. Schulorganisationsnovelle erste Schritte in Richtung erweiterter Schulautonomie gesetzt. Das vorliegende Autonomiepaket soll die bereits gegebenen Spielräume nun erweitern. Ressourcen sollen noch flexibler und je nach pädagogischem Bedarf eingesetzt werden können, schulstufen- und jahrgangsübergreifende Schülergruppen können eingerichtet, Lehrpläne nunmehr bis zu einem Drittel der zu vergebenden Unterrichtsstunden schulautonom gestaltet werden usf. Schulforum bzw. Schulgemeinschaftsausschuss sind – wie auch bisher – in die Entscheidungsfindung einzubinden.

Zur Qualitätssicherung ist ein laufendes Monitoring vorgesehen, in dessen Rahmen etwa ein mehrjähriges Schulkonzept zu erstellen und ein jährlicher pädagogischer Qualitätsbericht zu verfassen sind.
Wenn auch, wie eingangs festgestellt, eindeutige Effekte bislang nicht konsistent festgestellt werden können, ist jedenfalls aber zu vermuten, dass mögliche Erfolgsaussichten dieser Reformmaßnahme wesentlich vom professionellen Einsatz der Akteurinnen und Akteure am Schulstandort – dem Lehrerkollegium, der Schulleitung – sowie der Bildungsaufsicht NEU und von der Gestaltung der neuen Bildungsdirektionen abhängen werden.

Durch die damit eingeleitete, erwünschte verstärkte Differenzierung können die Schwerpunkte, die Schulen setzen, nun besser an die lokalen Bedürfnissen und Erwartungen angepasst und die individuellen Expertisen und personellen sowie anderen Ressourcen am Standort besser genutzt werden. Ebenso können sich aber problematische Nebeneffekte ergeben, etwa durch die Entstehung von einerseits besonders privilegierten Standorten und (parallel dazu) durch die Abwanderung von Schülerpopulationen, stark benachteiligten Restschulen.
Viel wird also vom konkreten Umgang mit den sich eröffnenden Spielräumen und den begleitenden politischen Maßnahmen abhängen.

Solche und ähnliche Fragen können bei der Veranstaltung am 23. Mai diskutiert werden. 15.00 Uhr, Hörsaal 1, Sensengasse 3a, 1090 Wien. Es diskutieren Matthias Strolz (NEOS), Asdin El Habbassi – (ÖVP), Klemens Riegler-Picker (Büro Staatssekretär Harald Mahrer), Harald Walser (Grüne), Ilse Schrittesser (Universität Wien).

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