Hammerschmid will Schulfinanzierung nach "Chancen-Index"

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Derzeit ist die Zahl der Schüler das Kriterium dafür, wie viel Geld eine Schule bekommt. Doch künftig soll auch deren Hintergrund einbezogen werden.

Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) spricht sich für eine Verteilung von Mitteln für zusätzliche Fördermaßnahmen an Schulen nach einem Sozialindex ein. Ein solcher "Chancen-Index" setze punktgenau an den Standorten und somit in den Klassen an. "Dies bedeutet Chancengerechtigkeit für alle", so Hammerschmid in einer ihrer ersten Presseaussendungen als Bildungsministerin.

"Chancen-Index" wird von den meisten Befürwortern mittlerweile statt des Worts Sozialindex verwendet. Es bedeutet, dass die Finanzierung von Schulen anhand von bestimmten Faktoren erfolgen soll. Diese wären etwa Bildungsstand, Beruf und Einkommen der Eltern und die Frage, welche Sprache das Kind zuhause spricht. Diese Faktoren haben dann einen Einfluss auf die Zahl der Lehrer an den Standorten und die Ausstattung mit Sozialarbeitern oder Psychologen.

Derzeit erfolgt die Finanzierung von Schulen hierzulande im Wesentlichen anhand der Zahl der Schüler am jeweiligen Standort. Dazu gibt es noch Zuschläge für Aufgaben wie Sprachförderung bei einer hohen Anzahl an Schülern mit Sprachproblemen. Faktoren wie die soziale Zusammensetzung spielen dagegen keine Rolle.

Hamburg zeigt: bescheiden bleiben

In Hamburg, wo die gezielte Förderung von "Problemschulen" seit 20 Jahren Praxis ist, zeigt sich: Für den Anschluss an weniger belastete Schulen kann das zusätzliche Geld nicht sorgen. Aber zumindest geht die Schere nicht noch weiter auf.

Als "wirklichen Erfolg" bezeichnet die Hamburger Bildungsforscherin Martina Diedrich dieses Ergebnis: Schüler an sozial stark belasteten Standorten lernen in Hamburg gleich viel dazu wie Kinder und Jugendliche an weniger belasteten Schulen. "Mit unseren Daten lässt sich aber keine Kompensation zeigen, also dass die Schüler womöglich mehr lernen als an weniger belasteten Schulen. Wir haben auch keine Indizien, dass der Zusammenhang zwischen Lernstand und sozialer Belastung nach und nach schwächer wird."

Österreich würde Diedrich empfehlen, vor der Einführung einer indexbasierten Schulfinanzierung genau zu überlegen, was damit erreicht werden soll und wie man den Erfolg der Maßnahmen auch messen kann. Die Verantwortlichen bräuchten außerdem einen langen Atem bei der Umsetzung eines solchen Modells.

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(APA/Red.)

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"Die Schulen als Ganzes brauchen zusätzliche Mittel, um die gleiche Unterrichtsqualität erreichen zu können wie an einer weniger belasteten Schule", so Bildungsstatistiker Michael Bruneforth.

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