Zentralmatura: "Es brennt in einzelnen Klassen"

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38 Prozent der AHS-Maturanten gehen davon aus, bei der Mathematikmatura negativ zu sein. Die Schuld geben sie nicht ihren Lehrern, sondern dem Bildungsinstitut Bifie.

Wien. Die Maturanten zittern. Dieser Tage finden die Konferenzen, die über die Noten bei der schriftlichen Zentralmatura entscheiden, statt. Und viele Maturanten ahnen nichts Gutes. Rund 38 Prozent der Maturanten an den Gymnasien erwarten in Mathematik ein Nicht genügend und damit eine Kompensationsprüfung (siehe Grafik). Das zeigen die aktuellen Ergebnisse einer Umfrage der Bundesschülervertretung, die der „Presse“ exklusiv vorliegt und an der in der vergangenen Woche fast 20 Prozent der österreichischen Maturanten teilgenommen haben.

Schon in der Vorwoche gab es Wirbel um die Mathematikmatura. Diese dürfte den Schülern heuer deutlich schwerer gefallen sein, an manchen Schulstandorten eine Flut an Fünfern ausgelöst haben. Die Eltern der Schüler des GRG 15 in Wien schrieben deshalb einen erzürnten offenen Brief an das Bildungsministerium sowie an das für die Aufgaben zuständige Bildungsinstitut Bifie. Letzteres gestand teilweise „furchtbare“ Ergebnisse ein, sprach aber auch von Schulstandorten, die die Matura sehr wohl angemessen fanden bzw. von Schulen, an denen es sogar gute Ergebnisse gab. Von den Maturanten, die an der Umfrage teilnahmen, fanden die Mathematikmatura mehr als 73 Prozent (eher) schwer. Das, obwohl nur ein Bruchteil dieser Schüler angibt, in der bisherigen Schullaufbahn schlechte Noten gehabt zu haben.

Lob für gute Vorbereitung

Die Schuld am schlechten Abschneiden bei der Matura gaben die Schüler aber nicht ihren Lehrern. 72,7 Prozent der AHS-Schüler und 62,2 Prozent der Schüler an den berufsbildenden höheren Schulen (BHS) sind der Meinung, dass sie von ihren Lehrern gut auf die Mathematikmatura vorbereitet wurden. Fast alle haben im Unterricht die vom Bifie zur Verfügung gestellten Beispiele geübt.

Genau diese werden von den Maturanten aber scharf kritisiert. Zwei Drittel bezeichnen den vom Bifie zur Vorbereitung zur Verfügung gestellten Aufgabenpool als nicht hilfreich. Die Kritik der Eltern des Wiener Gymnasiums klang ähnlich. Die Übungsaufgaben hätten sich sehr von den Prüfungsfragen bei der Matura unterschieden. Bundesschulsprecher Maximilian Gnesda fordert im Gespräch mit der „Presse“ daher das Bifie auf, den Fragenkatalog zu überarbeiten und in Zukunft formatgleiche bzw. -ähnliche Aufgaben bei der Matura zu stellen. Das Ministerium habe das für die Kompensationsprüfung, bei der die negative Note der schriftlichen Matura noch ausgebessert werden kann, nach einem Gespräch am Montag bereits zugesagt.

Keine zu schweren Aufgaben

Ob die schriftliche Zentralmatura tatsächlich so schlecht ausfällt wie befürchtet, wird man erst in ein paar Tagen wissen, denn noch sind die Noten nicht fix. Ein Rundruf der „Presse“ in den einzelnen Bundesländern zeigt, dass man zwar nicht mit einem katastrophalen Ergebnis, aber mit einem schlechteren als im Vorjahr rechnet. Damals gab es nur rund zehn Prozent Fünfer.

In Kärnten gibt es heuer punktuelle Probleme: „Es brennt in einzelnen Klassenzimmern“, sagt Landesschulratspräsident Rudolf Altersberger. Es gebe nicht ganze Schulen, sondern einzelne Klassen mit einem Anteil von mehr als der Hälfte bis zu zwei Drittel Nicht genügend. „Dass die Aufgaben zu schwer waren, schließe ich aus, ansonsten hätten wir ja überall Feuer am Dach“, so Altersberger. Eine breite Palette an unterschiedlichen Leistungen gebe es laut Landesschulinspektor Fritz Lošek auch in Niederösterreich: Von einem einzigen Fünfer an einem ganzen Schulstandort bis zu 25 Prozent Nicht genügend.

In Oberösterreich heißt es: Es könne sein, dass die Mathematikmatura ein wenig schlechter ausfalle als im Vorjahr. In Vorarlberg, wo es im Vorjahr 15 Prozent Fünfer bei der schriftlichen Klausur gab: Es sei nicht rosig ausgefallen, schlechter als letztes Jahr. Im Burgenland dürfte es 20 Prozent Fünfer geben – doppelt so viele wie im Vorjahr.

Die zentralen Aufgaben in Deutsch und Englisch dürften den Schülern übrigens deutlich leichter gefallen sein. Das zeigt nicht nur die Umfrage, sondern wird auch vom Sprecher der AHS-Direktoren, Wilhelm Zillner, bestätigt. In Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch gebe es vermutlich im Schnitt nicht einmal einen Fünfer pro Klasse.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.05.2016)

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