"Erwischt": Etwas Nachhilfe beim Schummeln

Kleinode der Schwindeltechnik aus insgesamt 15 Ländern.
Kleinode der Schwindeltechnik aus insgesamt 15 Ländern.(c) OÖ Schulmuseum
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Vom wertvollsten Schwindelzettel der Welt bis zur unbewussten Hilfe für Schüler: Die Ausstellung „Erwischt“ in Bad Leonfelden im Mühlviertel läuft noch bis Ende Oktober.

Bad Leonfelden. Das abschreckendste Exponat prangt in Riesenlettern auf einer Schautafel im zweiten Stock: Für zwei Schülerinnen, die beim Schwindeln ertappt wurden, gab es als Strafe die schlechteste Note. Zahlreiche weitere Schaustücke verleiten eher zum Schmunzeln über den Erfindungsreichtum beim Schummeln. Die Wanderausstellung „Erwischt“ der Universität Erlangen/Nürnberg macht in Bad Leonfelden im Mühlviertel Station. Kleinode der Schwindeltechnik aus 15 Ländern und mehreren Kontinenten sind im Schulmuseum des Kurorts gleich neben dem Hauptplatz noch bis 31. Oktober zu sehen.

Die in der Kleidung der beiden lebensgroßen Kinder hinter der alten Schulbank versteckten Zettel symbolisieren die gängigste Methode, Lehrer auszutricksen. Aber auch Pädagogen gehen mit der Zeit. Das zeigt das Beispiel aus einem deutschen Gymnasium aus dem Jahr 2008. Da warnen Lehrer, dass sie mittels Bluetooth eingeschaltete Handys von Schülern aufspüren.

In der Rubrik „Genussvolles Schwindeln“ sind fantasievolle Etiketten auf Flaschen mit alkoholfreien Getränken zu sehen. Ebenso wie kunstvoll präparierte Schokoladepackungen. Daneben liegt ein mehrfach gefalteter Mini-Zettel mit x-Formeln. Allein das Anfertigen unzulässiger Hilfen trägt dazu bei, dass sich ein schummelnder Schüler mit dem jeweiligen Lernstoff intensiver auseinandersetzen muss. Nicht überliefert ist allerdings, in wie vielen Fällen allein diese Form der Vorbereitung auf eine Prüfung dazu führte, dass ein Nicht genügend vermieden wurde.

Zettel verlieh Sicherheit

Mitunter wurde unerlaubte Lernhilfen zwar nicht entdeckt, sie kamen aber aus Furcht vor dem Erwischt-werden gar nicht zur Anwendung. Heidemarie Rudelstorfer, mittlerweile pensionierte Religionslehrerin, führt dieses Mal ersatzweise statt Museumsleiter Norbert Frühmann durch die Wanderausstellung. Sie wollte, so erzählt Rudelstorfer, einmal schummeln und hatte einen Zettel unter ihrem Pullover versteckt. Dann traute sie sich allerdings doch nicht. Aber das Wissen um das Vorhandensein des Schwindelzettels half bereits, wie sie in ihrer persönlichen Anekdote zu dem Thema lächelnd schildert.

Die Ausstellung ist nicht auf die Schule beschränkt. Hinter einer Vitrine liegt „der wertvollste Schummelzettel der Welt“, sagt Rudelstorfer. Fußfallfans kennen das Schaustück: Es ist jener Zettel, den der deutsche Torhüter Jens Lehmann für das Elferschießen im Viertelfinale der Fußball-WM 2006 gegen Argentinien zugesteckt bekam. Das im Stutzen platzierte Stück Papier über die argentinischen Schützen trug dazu bei, dass Lehmann entscheidende Elfer hielt und sein Team ins Halbfinale einzog.

Ob auch an einem Spickzettel für Österreichs Teamtorhüter Robert Almer bei der im Juni bevorstehenden EM in Frankreich gearbeitet wird? Wer weiß. Gegen Ende des heurigen Schuljahres können Mädchen und Burschen jedenfalls in Bad Leonfelden noch ein bisschen dazulernen.
Für Einzelbesucher ist die Ausstellung im OÖ Schulmuseum in Bad Leonfelden jeweils Dienstag, Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 14 bis 17 Uhr zu sehen. Für Gruppen organisiert das Tourismusbüro andere Termine.

Mehr Infos: ooeschulmuseum.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.06.2016)

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