Zentralmatura kompensieren: "Eine Woche Lernzeit ist zu kurz"

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Ab heute können sich Maturanten ihre schriftlichen Fünfer ausbessern. In Wien sind das besonders viele Schüler von ORGs, besagt eine Umfrage der Elternvertreter.

Heute starten die Kompensationsprüfungen für die Zentralmatura. Doch viele Maturanten hatten kaum Zeit, sich darauf vorzubereiten, kritisieren Schüler und Eltern. Viele hätten erst vor rund einer Woche erfahren, dass sie negativ beurteilt worden waren. „Früher gaben die Lehrer den Schülern zumindest einen Wink, dass sie sich vorbereiten sollen. Nun aber wurde an vielen Standorten gar nicht vorgewarnt“, sagt Elisabeth Rosenberger, Vorsitzende des Wiener Elternverbands. Eine Woche sei jedenfalls viel zu wenig Zeit, um sich auf die Kompensationsprüfungen vorzubereiten.

Mathematik ist das Fach, das heute und morgen am häufigsten wiederholt wird. Zwar gibt es nach wie vor keine offiziellen Resultate, denn das Bildungsministerium will – anders als im Vorjahr - bis Ende Juni damit warten. Doch Schülervertreter und Elternvertreter haben ihre eigenen Umfragen gestartet. Diese ergeben recht klar, dass die weitaus meisten Maturanten Mathematik wiederholen müssen.

Desaster an den Oberstufengymnasien

Wie die Schüler starteten auch der Elternverband eine Umfrage zur Mathematik-Matura. Heute, Montag, wurde sie ausgewertet. Unter den 95 Mitgliedsschulen in Wien gaben 57 eine Rückmeldung dazu ab, wie die Maturanten jeweils abschnitten. „An manchen Schulen sind nur ein oder zwei Schüler in Mathe durchgefallen, an anderen war es mehr als die Hälfte. Die Ergebnisse waren total durchwachsen“, sagt Rosenberger.

An den berufsbildenden Schulen sei die Angst im Vorfeld sehr groß gewesen, es habe aber kein Desaster gegeben. Das sei dafür – wie erwartet – an den Oberstufenrealgymnasien (ORG) eingetreten. Dabei hätten manche Standorte schon vorher ausgesiebt, dort durfte teils die Hälfte der Schüler gar nicht antreten. Und trotzdem sei die Hälfte derer, die die Matura schrieben, dann noch durchgefallen. Die ORG seien in Wien Problemschulen.

"Üben im Vorfeld völlig sinnlos"

Es zweifelt kaum jemand daran, dass Mathematik insgesamt schlechter ausfiel als im Vorjahr. Der Grund dafür sei, dass die Aufgaben nicht dem entsprochen hätten, was im Vorfeld gelernt wurde, sagen Schüler und Eltern einhellig. „Wir kritisieren das Bifie“, so Rosenberger. Denn die Rückmeldungen hätten gezeigt, dass bei der Matura ganz andere Formate abgefragt wurden als bei der Vorbereitung. „Wie kann es passieren, dass so viele Schüler und Lehrer sagen, dass das Üben im Vorfeld völlig sinnlos war?“, fragt die Elternvertreterin. Man solle den Maturanten doch keine Prügel zwischen die Füße werfen.

Die Schüler glauben jedenfalls daran, dass das bei den Kompensationsprüfungen heute und morgen nicht so sein wird. Das Bildungsministerium habe zugesichert, dass die Aufgaben den Übungen ähnlich sein werden, sagte Bundesschulsprecher Maximilian Gnesda am Montag im ORF-Radio.

Die reguläre mündliche Matura steht auch noch bevor: Hier werden die Aufgaben weiterhin von den Klassenlehrern vorgegeben und nicht zentral erstellt. Manche Schulstandorte starten mit der Mündlichen schon am Mittwoch - gleich nach Ende der Kompensationsprüfungen. Was Gnesda kritisiert: Es sei stressig, so viele Prüfungen in so kurzer Zeit zu absolvieren. Im übrigen sei auch die Zahl der Vorbereitungsstunden für die mündliche Matura gegenüber den Vorjahren stark reduziert worden. Das solle rückgängig gemacht werden, fordern die Schüler.

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