Zentralmatura: Viele (ausgebesserte) Fünfer

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An AHS gab es bei der Mathematikklausur doppelt so viele Fünfer wie im Vorjahr. Viele besserten sich diese aus – je nach Bundesland waren die Chancen unterschiedlich.

Wien. Man war sichtlich bemüht, den Ball flach zu halten – mehr sogar. „Die Ergebnisse sind wirklich erfreulich“, sagte Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) bei der gestrigen Präsentation der Zentralmaturaresultate. Manche Schüler sahen das zumindest zwischenzeitlich anders. Insgesamt schafften zwar je nach Fach und Schultyp zwischen 93,1 und 99,1 Prozent die Matura (zum Grafikartikel). In Mathematik, an den BORG und in Vorarlberg hagelte es bei der ersten schriftlichen Klausur aber Fünfer. Fünf Punkte, über die noch diskutiert werden wird.

(c) Gregor Käfer

Die Fünfer

Mehr als ein Fünftel der AHS-Maturanten (21,8 Prozent) haben auf die schriftliche Klausur in Mathematik einen Fünfer kassiert – doppelt so viele wie im Vorjahr. Zwei Drittel von ihnen besserten sich den Fünfer bei der Kompensationsprüfung zwar aus. Dennoch scheiterten aber letztlich mit 6,9 Prozent eineinhalb Mal so viele wie im Vorjahr. Vier von zehn hatten einen Vierer oder Fünfer. Für das Ministerium ist das „noch keine Katastrophenmeldung, sondern eine Schwankung“, sagte Sektionschef Kurt Nekula. Schwankungen werde es immer geben, sagte auch Bifie-Chef Jürgen Horschinegg. Woran es diesmal lag, darauf wollte sich keiner recht festlegen. Die Schüler kritisierten früh, dass die Klausur von den Übungsaufgaben abgewichen sei. Der Mathematiker Werner Peschek sagte, es habe etwas weniger Routineaufgaben gegeben. Das sei gut so, aber für Maturanten, die weniger auf Verständnis gelernt hatten, schwieriger. Eine Erklärung, die gestern verklausuliert auch fiel. An den BHS, die erstmals alle zentral prüften, fiel Mathematik mit 13 Prozent Fünfern vor und 5,5 Prozent nach der Kompensation besser aus.

Die Kompensation

Für viele Schüler war die Kompensationsprüfung, in der sie die Fünfer bei der Klausur ausbessern konnten, die Rettung (siehe Grafikartikel). Für Hammerschmid ist das legitim: Es sei ein zweistufiges System, und die Kompensationsprüfung gehöre zur schriftlichen Matura dazu. Dass Schüler in den zentral vorgegebenen, aber mündlichen Prüfungen womöglich durchgewinkt würden, weist das Ministerium zurück: Immer schon seien in mündlichen Prüfungen die Hälfte bis zwei Drittel der Fünfer ausgebessert worden. Tatsächlich kamen in Deutsch an AHS und BHS über 80 Prozent durch. Auffällig sind die Unterschiede zwischen den Ländern: AHS-Maturanten in Kärnten besserten sich in Mathematik zu 84 Prozent ihre Fünfer aus – in Salzburg gelang das nicht einmal der Hälfte. „Diesem Thema werden wir uns widmen“, sagte Nekula. Es sei wichtig, dass überall nach gleichen Regeln vorgegangen werde.

Die Bundesländer

Je nach Bundesland unterscheiden sich auch die Leistungen. Hinten liegt – wie im Vorjahr – Vorarlberg. Ein Drittel der AHS-Maturanten hat dort in der Mathematikklausur einen Fünfer kassiert, viele besserten diesen aber aus. Am besten hat Oberösterreich abgeschnitten, das in Mathematik als einziges Bundesland mehr als zehn Prozent Einser hat. Im Vorjahr führte man das schlechte Ergebnis in Vorarlberg auf den hohen Anteil an BORG zurück.

Die BORG

Die Oberstufengymnasien bleiben ein Sorgenkind. Jeder dritte Maturant kassierte dort in Mathematik einen Fünfer, an den achtjährigen Gymnasien 18,5 Prozent. Statt rigoros Maßnahmen zu setzen, die viel Geld kosten und nicht angezeigt seien – gefordert wurde etwa schon eine Verlängerung der BORG –, wird sich die Schulaufsicht jede einzelne Schule genau ansehen. Je nach Standort sei die Matura nämlich enorm unterschiedlich ausgefallen. Insgesamt hat laut Bifie-Chef Horschinegg in 112 Klassen kein einziger Maturant einen Fünfer – in 107 mehr als die Hälfte.

Die Mädchen

Mädchen schnitten wie im Vorjahr an den AHS in Mathematik deutlich schlechter ab als die Burschen, in Englisch leicht, in Deutsch waren sie vorn. An den BHS lieferten Burschen in Mathematik und Englisch klar bessere Ergebnisse, in Deutsch gab es kaum Unterschiede. Auf den Gendergap will Hammerschmid in Zukunft einen Fokus legen.

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