Deutschland: Förderung für Kinder in Museen

Kinder im Museum
Kinder im MuseumMichaela Seidler
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Der Staat fördert Initiativen, mit denen Kindern und Jugendlichen auch in den Ferien Kultur nähergebracht wird.

Deutsche Eltern haben es im Sommer ein bisschen leichter als österreichische – sie müssen sich nicht neun, sondern nur sechs bis sieben Wochen lang Gedanken machen, wie sie ihre Kinder in den Ferien beschäftigen können. Angebote gibt es viele, von Sommerbabysittern und Babysittersharing für kleine Kinder bis zu diversen Sommercamps und Ferienlagern für verschiedene Altersstufen. Eine entscheidende Frage dabei wurde 2014 im Rahmen der vom Wirtschaftsministerium geförderten Grundlagenstudie Kinder- und Jugendtourismus in Deutschland erhoben – nämlich, was die Kinder und Jugendlichen denn eigentlich wollen. Demnach ist ihnen vor allem wichtig, auf Reisen neue Dinge zu lernen und zu erfahren, sodass sie proaktiv etwas mitnehmen, nicht nur konsumieren.

Eine Initiative, die nicht nur, aber auch in den Ferien Möglichkeiten dazu bietet, ist Kultur macht stark. Das vom Bildungsministerium geförderte Programm fördert außerschulische Maßnahmen, die sich vor allem an Kinder und Jugendliche aus Verhältnissen mit erschwertem Zugang zu Bildung richten. So beteiligen sich bundesweit etwa rund 100 Museen am Projekt Museobilbox (www.museobilbox.org) des Bundesverbands für Museumspädagogik. Hierbei kreieren Kinder und Jugendliche zwischen drei und 16 Jahren ihr eigenes Minimuseum in einer Kiste. Das Material dafür erarbeiten sie mit Betreuern direkt im jeweiligen Museum.

„Bei uns wird der Workshop an einem Tag im Museum oder bei den Partnern durchgeführt“, sagt Heike Herber-Fries, Projektleiterin der Museobilbox. Aber es gibt im Rahmen der Initiative Kultur macht stark auch Veranstaltungen, die über einen längeren Zeitraum gehen. Vergangenen August gingen etwa Kinder in Leipzig drei Wochen lang auf Entdeckungstour durch die Stadt. Bei „Klangdetektive unterwegs“ ging es darum, mit Kamera, Smartphone und Tablet Geräusche zu sammeln, etwa von Tieren im Zoo. Diese konnten dann mit einer App für Rätselaufgaben verbunden werden.

Aber auch abseits derartiger Programme bieten Museen in den Ferien Aktionen für Kinder an. So können etwa im Nürnberger Museum für Kommunikation (www.mfk-nuernberg.de) Kinder selbst Spiele entwickeln – Anfang August in einem zweitägigen Kurs ein analoges Brettspiel, Anfang September gibt es einen viertägigen Kurs, in dem Kinder lernen, ein Computerspiel zu programmieren. „Mit Ferienbetreuung interessieren wir Kinder für das Museum“, sagt Museumspädagogin Elke Schneider, „und viele kommen dann auch wieder.“


Wie die Germanen. Bei einem Museum muss es sich übrigens nicht unbedingt um einen geschlossenen Raum handeln. Auch Freilichtmuseen bieten Veranstaltungen an, etwa in der Funkenburg Westgreußen (www.funkenburg-westgreußen.de) im Bundesland Thüringen. Dort wurde eine germanische Wehrsiedlung am Originalstandort rekonstruiert – und die Kinder können hier rund eine Woche lang leben wie die alten Germanen. Dabei lernen sie alte Handwerkstechniken und Wissenswertes über die alte Geschichte. Immerhin, geschlafen wird nicht auf Strohsäcken, sondern in echten Betten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.07.2016)

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