Warnung: Werk- und Zeichenlehrer werden fehlen

Kind im Zeichenunterricht
Kind im Zeichenunterricht(c) FABRY Clemens
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Der Berufsverband der Kunst- und Werkerzieher befürchtet einen zunehmenden Personalmangel durch die neue Lehrerausbildung. Denn in fünf Bundesländern wird es an den PH keine derartige Ausbildung geben.

Wien. Bald könnten Zeichen- und Werklehrer an den Schulen fehlen: Davor warnt der Berufsverband Österreichischer Kunst- und WerkerzieherInnen angesichts der neuen Lehrerausbildung. Das Bildungsministerium sieht hingegen keinen Anlass zur Sorge.

Schon jetzt werden Bildnerische Erziehung, Textiles und Technisches Werken an den Neuen Mittelschulen (NMS) „in großem Ausmaß“ von Lehrern ohne entsprechende Ausbildung unterrichtet, kritisiert der Berufsverband. Auf dem Land und verstärkt in den südlichen und westlichen Bundesländern würden auch an den AHS und berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) Fachlehrer fehlen.

So sind für das kommende Schuljahr in der Steiermark nur sieben der 70 Bewerber für diese Fächer voll qualifiziert.

Die neue Lehrerausbildung führt nun dazu, dass zumindest vorübergehend in fünf der neun Bundesländer die pädagogischen Hochschulen (PH) keine Kunst- und Werklehrer ausbilden dürfen. Denn in der Reform ist vorgeschrieben, dass die pädagogische Hochschule in der Ausbildung von Sekundarlehrern künftig nur noch jene Studien anbieten dürfen, in denen sie mit einer (Kunst-)Universität kooperieren.

Unis sorgen sich um Qualität

Im Cluster Nord-Ost (Wien, Niederösterreich) gibt es aber keine Kooperation mit Kunstuniversitäten. Sie sorgen sich um die Qualität ihrer Studien. Erst am Montag pochten die Akademie der bildenden Künste und die Angewandte auf die Beibehaltung ihrer eigenen Studienpläne. PH-Lehrende sollten lediglich in die Uni-Studienpläne eingebunden werden. Deshalb können die PH in dieser Region vorerst keine Zeichen- und Werklehrer ausbilden. Für Musiklehrer gibt es ein befristetes Quereinsteigerprogramm.

Zusätzlich sind nun auch in der Region Süd-Ost (Steiermark, Kärnten, Burgenland) Probleme aufgetaucht: Dort ist zwar die Kunst-Uni Graz mit im Boot, sie bildet aber nur Musiklehrer aus. Zeichnen und Werken fehlen. Ursprünglich war im Verbund für beide Fächer ein Angebot geplant. Beide sind aber derzeit nicht umsetzbar. Ein geplantes Quereinsteigerstudium für Zeichenlehrer, bei dem Kunstabsolventen das didaktische Rüstzeug bekommen, ist an der Finanzierung gescheitert. Die Einführung einer Werklehrerausbildung wurde verschoben: Ab 2021 sollen Textiles und Technisches Werken nämlich zu einem einzigen Pflichtgegenstand zusammengelegt werden.

Ministerium ist optimistisch

Laut Bildungsministerium ist der Einsatz qualifizierter Absolventen auch ohne entsprechende Ausbildung in allen Bundesländern sichergestellt. Man erwartet auch nicht, dass künftig mehr fachfremde Zeichen- und Werklehrer an den Schulen eingesetzt werden müssen. Immerhin würden sich gerade im künstlerischen Bereich Studienangebote für Quereinsteiger anbieten, es gebe genug Potenzial an qualifizierten Künstlern. Diese dürfen auch weiterhin mit Sondervertrag unterrichten. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.07.2016)

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