Ab sofort mehr Geld für Brennpunktschulen

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Schon heuer werden 40 Millionen aus dem Integrationstopf nach Bildungsstand der Eltern und Erstsprache verteilt. Der "Chancenindex" läuft an.

Die Zusatzmittel für Schulen aus dem Integrationstopf werden anhand eines "Chancenindex" vergeben. Für heuer fließen 40 Mio. Euro, 2017 80 Mio. Euro, hieß es aus dem Bildungsministerium. Als Kriterien für die Verteilung wird der Anteil der Schüler mit niedrig gebildeten Eltern bzw. mit anderer Erstsprache als Deutsch herangezogen. Die konkrete Aufteilung übernehmen die Landesschulbehörden.

Daten bei Bildungsstandards erhoben

Aus den Mitteln werden begleitende pädagogische Integrationsmaßnahmen an Volksschulen und Neuen Mittelschulen sowie Schulsozialarbeiter und mobile interkulturelle Teams zur Herstellung von Chancengleichheit an Brennpunktschulen finanziert. Ein nach sozialen Kriterien zusammengesetzter "Chancenindex" wird für die Verteilung der Mittel herangezogen. Die nötigen Daten dafür stammen aus den Begleitfragebögen bei der Erhebung der Bildungsstandards.

Der Index berechnet sich dabei aus dem Anteil der Schüler mit Eltern mit maximal Pflichtschulabschluss sowie dem Anteil der Schüler mit ausschließlich anderer Erstsprache als Deutsch. Der Mittelwert aus diesen beiden Prozentsätzen plus 100 ergibt dann den sogenannten "Indexwert" einer Schule - je höher dieser Wert, desto höher wird der Anteil sozial benachteiligter Schüler und damit die pädagogischen Herausforderungen am Standort eingeschätzt.

Konkrete Verteilung durch regionale Behörden

Zwischen einem Indexwert von 100 und 115 fällt eine Schule in die Kategorie "geringe" soziale Benachteiligung, zwischen 116 und 125 ist sie "mittel", zwischen 126 und 135 "hoch" und darüber "sehr hoch". Mittel aus dem Integrationstopf erhalten die Bundesländer anhand des Anteils jener Schulen mit hoher und sehr hoher Belastung. Die konkrete Verteilung der Mittel an die ermittelten Schulen erfolgt dann durch die regionalen Behörden, um eine gewisse Flexibilität zu ermöglichen.

Erstmals Verteilung nach diesen Kriterien

Die Vergabe der Integrationsmittel ist die erste Verteilung von Geld nach einem auf sozialen Kriterien beruhenden Index an die Schulen. Derzeit erfolgt die Finanzierung von Schulen im Wesentlichen lediglich anhand der Zahl der Schüler am jeweiligen Standort. Dazu gibt es noch Zuschläge für Aufgaben wie Sprachförderung bei einer hohen Anzahl an Schülern mit Sprachproblemen. Faktoren wie die soziale Zusammensetzung spielen dagegen keine Rolle.

Mehr Lehrer und Sozialarbeiter

Mit den zusätzlichen Mitteln aus dem Integrationstopf werden Lehrer-Planstellen sowie Unterstützungspersonal an den Schulen finanziert. An den Pflichtschulen werden etwa die Planstellen für Sprachförderkurse und Sprachstartgruppen von 442 auf 850 aufgestockt, 85 Stellen werden für Schulsozialarbeit geschaffen und 80 für mobile interkulturelle Teams, heißt es in einer Aufstellung des Ministeriums.

250 Intensivlehrer werden an den Pflichtschulen außerdem für begleitende pädagogische Integrationsmaßnahmen zur Verfügung gestellt. An den AHS, berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) sowie Berufsschulen kommen 50 Planstellen für Sprachförderkurse und Sprachstartgruppen dazu. Außerdem werden die Übergangsstufen für AHS und BMHS sowie jene zur Vorbereitung auf den Pflichtschulabschluss mit zahlreichen neuen Lehrgängen ausgebaut.

Im Rahmen der Initiative Erwachsenenbildung gibt es zur Alphabetisierung für 15- bis 19-jährige Flüchtlinge außerdem 1200 zusätzliche Basisbildungsplätze und damit eine Verdopplung.

Hammerschmid: "Ich freue mich sehr"

"Wir haben in Österreich Schulen, die besondere Unterstützung brauchen. Das haben die letzten Monate sehr klar gezeigt", so Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) in einer Stellungnahme. An vielen Standorten würden die Lehrerinnen und Lehrer täglich große Herausforderungen meistern, bei denen ihnen gezielt geholfen werden müsse.. "Hier ist die chancenindexierte Ressourcenzuteilung ein wichtiges Instrument und ich freue mich sehr, dass wir die neuen Mittel aus dem Integrationstopf II erstmals nach diesem Muster verteilen."

Der Integrationstopf ist Teil eines Maßnahmenpakets der Regierung als Antwort auf die Flüchtlingswelle in Europa. Er ist mit rund 250 Mio. Euro pro Jahr dotiert, Mittel fließen auch an Sozial-, Außen-, Innen- und Wirtschaftsressort.

(APA)

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