Die Bundesländer glauben, dass sie auf den Kosten sitzenbleiben könnten, wenn die Mittel der Einmalzahlung erst einmal aufgebraucht sind.
Für die von der ÖVP gestellten Landesschulrats-Präsidenten ist der von der Regierung geplante Ausbau der Ganztagsschulen nicht nachhaltig. "Von derartigen Einmalzahlungen hat man nichts", so deren Sprecher Fritz Enzenhofer. Die 750 Mio. Euro, die dafür bis 2025 zur Verfügung gestellt werden, könnten nämlich in der Praxis nur in Infrastruktur, nicht aber in Personal fließen.
"Das Geld kann eigentlich nicht zur Bedeckung von Lehrerdienstposten eingesetzt werden, denn hier ist offen, wer sie danach weiterzahlt", so der Oberösterreicher Enzenhofer. Er fürchtet, dass die Länder auf den Kosten sitzenbleiben könnten, wenn die Mittel der Einmalzahlung erst einmal aufgebraucht sind: "Ein trojanisches Pferd sollte es nicht werden"
Prinzipiell wird der Ausbau der Ganztagsschulen von den VP-Landesschulratspräsidenten positiv gesehen. "Es gibt einen Bedarf und wir werden Angebote schaffen", betont etwa Niederösterreichs Johann Heuras bei dem Gespräch nach einer Arbeitssitzung der Gruppe in Wien. Oberstes Prinzip müsse aber die Wahlfreiheit sein, sagt sein Salzburger Amtskollege Johannes Plötzeneder. Die Eltern müssten entscheiden können, ob ihr Kind am Nachmittag in der Schule betreut werden soll - und wenn ja, ob es eine reine Nachmittagsbetreuung gibt oder eine verschränkte Form mit einem Wechsel aus Unterricht, Lern- und Freizeit, bei der die Anwesenheit der Schüler verpflichtend ist.
In jedem Bezirk wirklich Bedarf?
Enzenhofer stellt außerdem infrage, ob es tatsächlich in jedem Bezirk Bedarf nach einer ganztägigen Betreuungsform gibt. Nach Plänen der Regierung soll ja bis 2025 jedes Kind in maximal 20 Kilometer Entfernung ein solches Angebot vorfinden. Für Enzenhofer ist das allerdings deutlich mehr als derzeit benötigt wird. Mangels Interesse der Eltern würden nicht einmal alle Schulen, die schon jetzt die Führung eines ganztägigen Angebots beantragt haben, nachmittags Unterricht bzw. Betreuung anbieten. Beispiel Oberösterreich: Hier hätten 45 Prozent der Schulen für die Sechs- bis 14-Jährigen die Berechtigung, ein ganztägiges Angebot zu führen. In der Praxis gebe es Ganztagsbetreuung allerdings nur an 38 Prozent der Standorte und nur 30 Prozent der dortigen Schüler nutzten es auch tatsächlich.
(APA)