Schwache und Begabte fördern, die Meisterdisziplin in der Schule

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Bei der Methode des personalisierten Lernens arbeiten altersübergreifend jene Schüler zusammen, die am gleichen Punkt stehen. In einer Schweizer Studie wurde sie untersucht.

Lehrer sind bekannterweise mit immer heterogeneren Klassen konfrontiert. Und sollten auf sehr begabte Schüler im Unterricht ebenso reagieren wie auf schwache Kinder. Wie kann ein Pädagoge das leisten? Personalisierte Lernkonzepte können eine gute Antwort auf diese Heterogenität sein, erklärte Christine Pauli von der Universität Freiburg.

Die Erziehungswissenschaftlerin war eine der Referentinnen beim Kongress des Österreichischen Zentrums für Begabtenförderung und Begabungsforschung (ÖZBF), der sich von Donnerstag bis Samstag in Salzburg mit dem Thema "Chancen bieten und ergreifen" befasste. Pauli hat mit anderen Wissenschaftern an einer Studie zu "Personalisierten Lernkonzepten in heterogenen Lerngruppen" gearbeitet. Untersucht wurden 65 Schulen in der deutschsprachigen Schweiz, die mit diesen Methoden arbeiten. Personalisierte Konzepte hätten viel Potenzial, wenn es um die gezielte Förderung von begabten, aber auch leistungsschwachen Schülern gehe. Voraussetzung sei allerdings, dass die Qualität der Lernprozesse hoch sei, meinte die Pädagogin.

Ausgangspunkt: Schüler wissen, wie sie lernen

Personalisierte Lernkonzepte seien mehr als jahrgangsübergreifender Unterricht, Freiarbeit oder Differenzierung innerhalb einer Klasse, erläuterte Pauli. Personalisiertes Lernen als didaktisches Konzept gehe davon aus, dass die Schüler selbst wissen können, wie sie am besten lernen. Sie gestalten ihren Lernplan und ihre Lernumgebung stark mit. Die klassische Stundeneinteilung des Unterrichts ist ebenso aufgelöst wie die Klasseneinteilung. "Es arbeiten altersübergreifend jene Schüler in Gruppen, die in ihrer Kompetenzentwicklung am gleichen Punkt stehen", sagte Pauli. Es gibt unterschiedliche Lernlandschaften in der Schule und Arbeitsplätze für die Schüler in Lernbüros.

In ihrer Untersuchung hat sich gezeigt, dass die Berufszufriedenheit der Lehrer an den Schulen mit personalisierten Konzepten gestiegen ist. Sie hätten eine neue Rolle als Lerncoach oder Lernberater, die Zusammenarbeit mit dem Kollegium sei in solchen Konzepten wesentlich stärker, weil auch die Lernaufgaben gemeinsam erstellt werden. Das wirke sich positiv auf die Zufriedenheit aus.

Zu Leistungen gibt es noch kein Ergebnis

Auch bei den Schülern haben die personalisierten Konzepte für eine hohe Unterrichtszufriedenheit gesorgt - und das über alle Leistungsgruppen hinweg, berichtete Pauli. Was die Leistungen selbst betrifft, kann die Wissenschafterin noch nichts Abschließendes sagen. Sie geht aber davon aus, dass die Leistungen der Schüler nicht schlechter sind als bei anderen Unterrichtsmethoden. "Die Vorteile werden nicht mit Nachteilen erkauft", sagte Pauli.

Für sie ist für den Erfolg der personalisierten Konzepte vor allem die Qualität der Lernaufgaben entscheidend. Diese müssten die Schüler fordern und spannend gestaltet sein. Wichtig sei neben dem fachlichen Input, eine Lernunterstützung für Schüler, damit sie die in diesen Konzepten geforderte Selbstverantwortung auch übernehmen können. Selbstständiges Lernen müsse man auch lernen und es bedürfe einer Leistungskultur, ist Pauli überzeugt. Wenn all diese Parameter stimmen, seien diese Konzepte gut geeignet, um Schüler mit unterschiedlichen Leistungsniveaus optimal zu fördern.

(APA)

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