"Glück" als Schulfach in der Steiermark

Der Schulleiter und Lehrer des Faches Gl�ck, Ernst Fritz-Schubert...
Der Schulleiter und Lehrer des Faches Gl�ck, Ernst Fritz-Schubert...picture-alliance/ dpa (Ronald Wittek)
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Beim Schulprojekt "Glück macht Schule" lernen steirische Schüler seit Herbst, "was wirklich glücklich macht". Auch den Lehrern soll der Unterricht helfen und Burn-Outs vorbeugen.

Wie man glücklich und zufrieden werden kann war lange nur in der esoterischen Ratgeberliteratur nachzulesen. Erst seit wenigen Jahren beschäftigt sich auch die Wissenschaft mit diesem Thema. Nun wird diese Kunst auch an einigen österreichischen Schulen gelehrt.

An sechs steirischen Pflichtschulen steht seit diesem Semester das Unterrichtsfach "Glück" am Programm: In diesem österreichweit einzigartigem Pilotprojekt lernen Kinder und Jugendliche, dass sie selbst etwas dazu beitragen können, ein glückliches Leben zu führen. Unterrichtet wird das Fach einmal pro Woche. Am Pilotprojekt nehmen sämtliche gängigen Schultypen von der Volksschule bis zur HTL teil.

"Abwechslung von Freude und Leid"

Das vom Landesschulrat Steiermark und der Pädagogischen Hochschule ins Leben gerufene Schulprojekt "Glück macht Schule" lehnt sich an einem Heidelberger Vorbild an, wurde aber nach regionalen Erfordernissen adaptiert.

"Glück ergibt sich aus einer Abwechslung von Freude und Leid", erklärte Ernst Fritz-Schubert von der Willy-Hellpach-Schule in Heidelberg, wo das Fach "Glück" vor zwei Jahren eingeführt worden ist. Es gehe "nicht darum, einen glücklichen Dauerzustand zu erreichen, sondern Kindern dabei zu helfen, ein gelungenes Leben zu haben, auch wenn einmal etwas nicht gelingt". Die Schüler sollen sich aber auch kritisch mit dem Glücksversprechen der Konsumgesellschaft auseinandersetzen und für sich selbst erkennen, "was sie wirklich glücklich macht".

20 Lehrer unterrichten Glück

Seit einem Jahr bereiteten sich rund 20 Lehrer der sechs Pilotschulen in Weiterbildungs-Veranstaltungen vor, das deutsche Glücksvermittlungs-Konzept auf die Steiermark zu übertragen. Das Interesse ist laut Projektleiterin Eva-Maria Chibici-Revneanu enorm, bereits 100 Lehrer hätten die angebotenen Bildungsprogramme im Rahme des Projekts besucht. Das steirische Pilotprojekt sei laut Landesschulratspräsident Wolfgang Erlitz keine unreflektierte Übernahmen des deutschen Pendants, es sei vielmehr "an die steirischen Strukturen und Erfahrungen im Bildungsbereich" angeknüpft worden.

Glück startet schon in der Volksschule

Anders als in Heidelberg, wo erst in höheren Schulstufen Glück gelehrt wird, beginnt man in der Steiermark bereits in der Volksschule. Dabei gibt es aber keine eigenen Unterrichtseinheiten, die Inhalte sollen vielmehr in den Gesamtunterricht einfließen. In den Hauptschulen findet "Glück" im Rahmen von "Soziales Lernen" statt, in der HTL Bulme soll "Glück" im Stundenplan als eigenes Fach eingeführt werden. Das gesamte Curriculum wird in Form eines prozess- und ergebnisorientierten Lerntagebuches kontrolliert und ausgewertet, so Chibici-Revneanu. Zusätzlich werden den Lehrern die Instrumente der wissenschaftlichen Evaluation beigebracht. Schlussendlich wird das Projekt extern von dem Sozialforscher Ernst Gehmacher evaluiert.

Glück gegen Burn-Out

Ein Schwerpunkt liegt laut Chibici-Revneanu auch auf dem Wohlbefinden der Lehrer. Die vertiefte Auseinandersetzung mit der Glücksthematik sei natürlich auch eine Selbsterfahrungsmöglichkeit. Sie erhofft sich, dass die in der Lehrervorbereitung vermittelten Übungen auch einem möglichen Burn-Out der Pädagogen entgegenwirken.

(APA/Red.)

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