Schulreform: Eltern drohen mit Stopp von Zuschüssen

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Bundeselternverband wehrt sich gegen eine Einschränkung der Mitbestimmung. Hauptkritikpunkt: die flexible Klassenschülerzahl.

Der Bundesverband der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen will bei Bildungsreformen frühzeitig eingebunden werden und wehrt sich gegen eine Einschränkung der Mitbestimmung. "Man will eine Einheitsschule ohne störenden Einfluss der Eltern", kritisierte Präsident Gernot Schreyer bei einer Pressekonferenz die Pläne zur Schulautonomie. "Ziel ist offenbar, die Schuldemokratie zu ruinieren."

Die Elternvertreter fordern daher ein "Stoppen des laufenden Prozesses und ein Neuaufsetzen mit Einbindung der Schulpartner". Sollte dies nicht passieren, stellte Schreyer zur Erhaltung der Mitbestimmung ein temporäres Einstellen der Mitarbeit an einzelnen Schulstandorten bzw. eine Einschränkung der Elternzahlungen für Computerausstattungen, Videobeamer etc. in den Raum.

Schreyer wunderte sich, dass es "fast nur Jubelstimmen gibt zum Autonomiepaket": "Wenn man genauer hinschaut, sieht man aber, dass der Teufel im Detail steckt." Derzeit kursierten ein noch nicht mit der ÖVP akkordierter Entwurf des Bildungsministeriums und diverse andere Papiere zu diesem Thema. "Ich komme mir vor wie in einer Marketinggeschichte. Da wird alles mit einem Himmel voller Geigen dargestellt. Wenn man sich aber die Textierung anschaut, ist das eine zahlenlastige ökonomische Kennziffernwelt."

"Keine Qualitätsverbesserung"

Hauptkritikpunkt der Eltern ist der Umstand, dass künftig der Direktor die Klassen- und Gruppengrößen vorgeben kann. Derzeit ist dafür - bei Kostenneutralität - eine Entscheidung der Schulpartner (an mittleren und höheren Schulen Eltern, Schüler und Lehrer) nötig. "Wir rechnen damit, dass es da keine Qualitätsverbesserung geben wird", so Schreyer. Schließlich werde nicht mehr Geld zur Verfügung stehen.

Vizepräsidentin Susanne Schmid fürchtet etwa, dass an den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen die Gruppen in der praktischen Ausbildung vergrößert werden könnten. "Dann ist aber die Ausbildung beim Teufel." Das Ministerium argumentiere immer damit, dass die alleinige Zuständigkeit des Direktors nötig sei, um einen Verantwortlichen zu haben. "Ob der Direktor aber fünf Jahre später zur Verantwortung gezogen wird, interessiert mich als Mutter nicht."

Streitereien im Schulcluster?

Einwände haben die Elternvertreter auch gegen die geplanten Schulcluster, mit denen mehrere Schulen unter einer gemeinsamen Leitung zur Koordinierung des pädagogischen Angebots zusammengefasst werden können. "Eigentlich zieht man damit nur eine zusätzliche Führungsebene ein, weil es weiter Bereichsleiter geben wird", so Schreyer. Zusätzliches Unterstützungspersonal gebe es nur durch Umschichtung von Lehrpersonal. Vizepräsidentin Elisabeth Rosenberger erwartet außerdem Streitereien im Cluster zwischen den Schulen, wenn der Clusterleiter die zugeteilten Gesamtressourcen verteilt.

Ein Dorn im Auge ist Schreyer weiters, dass im Autonomiepaket eine "umfangreiche Datensammelaktion" festgelegt sei - offenbar für den geplanten Sozialindex. Diesen lehnen die Elternvertreter ab, weil kein zusätzliches Geld zur Verfügung gestellt werden soll; "wir haben nichts gegen mehr Personal an Brennpunktschulen - aber nicht zulasten von Standorten, an denen es keine Probleme gibt."

(APA)

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