Lehrermangel? Wien setzt eine Taskforce ein

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Viele Pensionierungen, steigende Schülerzahlen, Lücke bei den Absolventen: Werden bald Tausende Lehrer fehlen? Das Bildungsministerium beschwichtigt. In gewissen Fächern könnte es punktuell eng werden.

Wien. Drohen wieder Engpässe bei den Lehrern? Ja, meint der grüne Bildungssprecher Harald Walser. In den kommenden zehn Jahren würden 10.000 Lehrer fehlen, sagt er im „Kurier“. Die Gründe: Viele Lehrer gehen in Pension, die Schülerzahl steigt, und durch die längere neue Lehrerausbildung wird ein Jahrgang an Junglehrern ausfallen.

Auch der oberste Pflichtschullehrergewerkschafter, Paul Kimberger, warnte vor drohendem Lehrermangel. Nachdem Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) nach dem Ministerrat sagte, das sei „ein bisschen zugespitzt“, bemühte man sich dann auch im Büro von Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) zu beschwichtigen. Rund 5000 Lehrer – die meisten von ihnen im Pflichtschulbereich – würden derzeit auf einen Job warten.

Man wisse, dass es wegen vieler Pensionierungen in den kommenden zehn Jahren – 28 Prozent der Lehrer sind älter als 55 Jahre – einen größeren Bedarf gebe, rechne aber damit, dass man diesen größtenteils mit neuen Absolventen von Unis und Pädagogischen Hochschulen abdecken könne. Wie es genau aussieht, konnte man aber zumindest gestern nicht mehr beantworten.

Längeres Lehramtsstudium

Ohne Gegenrechnung der Prognosen für die Lehrerpensionierungen und die künftigen Lehramtsabsolventen sind die Zahlen schwer einzuschätzen. Eine Unbekannte ist, wann die älteren Lehrer tatsächlich in Pension gehen. Bisher war der Anteil jener, die regulär in den Ruhestand gingen, eher gering. Die andere ist die Zahl der künftigen neuen Lehrer. In den vergangenen Jahren gab es sowohl an Pädagogischen Hochschulen (PH) als auch an Unis Zuwächse bei den Lehramtsstudenten. Zuletzt schlossen insgesamt laut Bildungsressort fast 6000 angehende Lehrer ihr Studium ab. Allerdings hat gerade die neue Lehrerausbildung begonnen, die das Studium für die PH-Studenten bis zum Bachelor um zwei und bis zum fertigen Lehramt um vier Semester verlängert. Unter anderem geht aus diesem Grund die Befürchtung um, dass die Interessenten weniger werden könnten.

Die Schülerzahlen werden laut Bildungsministerium steigen, jedoch nicht dramatisch. Der Mehrbedarf an Lehrern, der durch die Lücke bei den Absolventen entsteht, könne man im Volksschulbereich mit jenen abdecken, die auf der Warteliste stehen. An den Mittelschulen werde es „punktuell in gewissen Fächern“ eng werden. Dagegen sollen die geplanten Schulcluster helfen, an denen Lehrer anders als an kleinen Einzelschulen eher für jenes Fach eingesetzt werden können, für das sie ausgebildet sind. Es gebe auch Überlegungen, vermehrt Quereinsteiger ins System zu holen – etwa über die Initiative Teach for Austria.

Maßnahmen werden geprüft

Das ist auch eine der Maßnahmen, die man in Wien prüft. Pensionierungen, Absolventen und steigende Schülerzahlen seien Herausforderungen. In den Bundesschulen – also den Gymnasien und BMHS – werde man den Lehrerbedarf abdecken können. „In den Pflichtschulen brauchen wir zusätzliche Lehrer.“ Man habe deshalb eine Taskforce eingesetzt, die erarbeitet, welche zusätzlichen Maßnahmen es brauche, um zu diesen Lehrern zu kommen. Grundsätzlich heißt es aus dem Stadtschulrat: „Wir laden jeden ein, die Lehrerausbildung zu beginnen.“ (beba/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2017)

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