Lehrergewerkschaft kämpft gegen mehr Macht für Direktoren

(c) Clemens Fabry
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Am Montag, startet die Gewerkschaft eine Plakataktion an Österreichs Schulen und mobilisiert damit gegen das Schulautonomiepaket. Das sieht unter anderem vor, dass Direktoren die Gruppen- und Klassengröße selbst festlegen dürfen, die Gewerkschaft sieht darin ein "Sparpaket".

Wien. Die Regierung will den Schulen mehr Autonomie und damit den Direktoren mehr Macht geben. Dieser unter dem Schlagwort „Schulautonomiepaket“ bekanntgewordene Teil der Bildungsreform wurde zu Beginn durchaus positiv aufgenommen. Doch die Zustimmung währte nicht lange. Die Kritik – von Eltern und Lehrergewerkschaft – wurde zunehmend lauter. Nun gipfelt sie in einer Plakatkampagne der Gewerkschaft. Heute, Montag, werden Plakate „als gewerkschaftliche Information an Funktionäre und Schulen in ganz Österreich versendet“, heißt es in einem Schreiben. Und: „Weitere gewerkschaftliche Maßnahmen könnten folgen.“

Das Autonomiepaket, das sich ohnehin verzögert und noch gar nicht fertig ausverhandelt ist, will den Direktoren mehr Macht geben. Sie sollen künftig unter anderem die Lehrer selbst aussuchen und sie zu Fortbildungen verpflichten können. Mehr Freiheit soll es zudem bei der inhaltlichen Schwerpunktsetzung und der zeitlichen Einteilung (Stichwort: Ende der 50-Minuten-Einheit) geben. Hier verlieren Lehrer das Mitspracherecht. Außerdem sollen Direktoren die Größe von Gruppen und Klassen allein festlegen dürfen. Die Klassenschülerhöchstzahl – für die unter 14-Jährigen ist das 25 – und die fixen Teilungszahlen soll es nicht mehr geben.

Dieser Punkt wird am heftigsten von den Schulpartnern, also den Lehrern, Schülern und Eltern, kritisiert. Sie verlieren hier nämlich ihr Mitspracherecht. Die Entscheidung über Klassen- und Gruppengrößen sollen künftig nämlich vom Direktor bzw. der Leitung der künftigen Schulcluster mit bis zu acht Schulen getroffen werden.

Das sorgte schon im Herbst für Kritik. Der damals neu gewählte AHS-Lehrergewerkschafter, Herbert Weiß, sagte in einem „Presse“-Interview: Das Ganze „kann nur bedeuten, dass man in der Folge von größeren Klassen langfristig plant, weniger Lehrer zur Verfügung zu stellen.“ Das wird auch in der startenden Plakataktion, die von allen Lehrer-Sektionen in der GÖD mitgetragen wird, thematisiert: „Mehr Flexibilität“ bei der Gruppengröße bedeutet für die Gewerkschaft „größere Klassen und Gruppen, weniger Individualisierung und ein pädagogisches Sparpaket“.

„Mehr Aufwand für Tests, weniger Zeit“

Die versprochene Unterstützung wird mit dem Ersetzen von Lehrern durch Sozialarbeiter gleichgesetzt. Und die von der Regierung angestrebten Änderungen bei der Qualitätssicherung und beim Controlling bedeutet für die Lehrervertreter „mehr Aufwand für Testungen und weniger Zeit für Unterricht“. Generell warnt die Gewerkschaft vor einem „Zentralismus“. „Für uns bedeutet mehr Freiheit für den Cluster weniger Freiheit für die einzelne Schule“, wird etwa gegen den Autonomie-Begriff argumentiert. Die genaue Ausgestaltung der Regelungen ist aber noch gar nicht fix, zumal sich die Regierungsparteien vorerst nicht auf einen Begutachtungsentwurf einigen können.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2017)

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