Migranten sind (zu) oft Sonderschüler

Sonderschule in Wien
Sonderschule in Wien(c) Clemens Fabry
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Der Anteil der Schüler mit nicht deutscher Muttersprache liegt in der Sonderschule bei 29 Prozent. In Inklusionsklassen ist er mit 33,2 Prozent noch höher.

Wien. Die Sonderschule soll, so will es die Regierung, bis 2020 generell zur Ausnahme werden. Derzeit ist sie das aber noch nicht. Im Schuljahr 2014/15 hatten 30.600 Schüler einen sogenannten sonderpädagogischen Förderbedarf (SPF). Fast zwei Drittel davon (62 Prozent) besuchen zwar bereits Inklusionsklassen, ein Drittel ging aber weiterhin in Sonderschulen. In diesen ist, so die häufig geäußerte Kritik, der Anteil der Kinder mit nicht deutscher Umgangssprache besonders hoch. Das Familienministerium hat sich das nun genauer angesehen.

Die Zahlen des Ministeriums, die der „Presse“ vorliegen, zeigen: Tatsächlich ist der Anteil der Kinder mit nicht deutscher Umgangssprache innerhalb der Sonderschulen höher (28,7 Prozent) als unter den Schülern, die keinen sonderpädagogischen Förderbedarf haben (22,5 Prozent). Am höchsten ist der Anteil der Kinder mit nicht deutscher Umgangssprache aber in sogenannten Inklusionsklassen (33,2 Prozent). Migranten wird also überdurchschnittlich oft ein SPF attestiert.

Generell ist der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund in der Sonderschule in fast allen Bundesländern höher als er sein sollte. Ausnahmen sind hier Kärnten und das Burgenland (siehe Grafik). Konkret haben etwa in Wien 50 Prozent aller Schüler eine nicht deutsche Umgangssprache. In den Sonderschulen sind es 54 Prozent.

Dass österreichweit 29 Prozent der Sonderschüler eine nicht deutsche Muttersprache haben, ist laut Familienministerium Wien geschuldet. Es „verzerre“ die Statistik. Rechne man Wien heraus, liege der Anteil bei 19 Prozent, so die Argumentation. Freilich liegt in Wien aber auch der Anteil der Kinder mit nicht deutscher Muttersprache in der Gesamtschülerschaft deutlich höher als in Restösterreich. (j. n.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.03.2017)

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