Achtung, die Professoren kommen!

(c) Clemens Fabry
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Die jungen Grünen wollen die Professoren in der Schule kippen. Seit einem kaiserlichen Erlass vor 150 Jahren wurden diese aber mehr. Künftig auch in der Volksschule.

Es ist eine 150 Jahre alte Tradition, mit der die jungen Grünen da zu brechen gedenken: „Seine k.k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschließung vom 6. Februar 1866 allergnädigst zu genehmigen geruht, daß allen Lehrern an öffentlichen Gymnasien, selbstständigen Realschulen und Realgymnasien, welche auf Grundlage der vollständig abgelegten Lehramtsprüfung und der Erfüllung der gesetzlichen, auf ihre lehrämtliche Stellung bezüglichen Bedingungen im Lehramte definitiv bestätigt werden, der Titel ,Professor' zuerkannt werde.“ So steht es im Erlass von Kaiser Franz Joseph I. aus besagtem Jahr, mit dem Lehrer an höheren Schulen zu Professoren wurden.

Hintergrund dafür war die Reform des Gymnasiums im Zuge der Revolution von 1848. Mit der wurde auch die Lehrerausbildung reformiert, wie der Bildungshistoriker Bernhard Hemetsberger schildert. Seitdem gab es Fachlehrer, die sich an der Uni auf zwei Fächer spezialisieren mussten. Die einen Beitrag zur Wissenschaft leisten sollten. Und, wenn dieser gut war, sogar an die Uni berufen werden konnten.

Die jungen Grünen wollen mit dem Professor an den Schulen jetzt aufräumen: Die „Titelgeilheit“ beruhe auf verkrusteten Traditionen, die an den Schulen nichts verloren hätten. Tatsächlich ist der Professor ein gutes Beispiel für den international gern belächelten Titelfetisch der Österreicher, der in diesem Fall mehr ist als bloß ein Relikt der Vergangenheit. Denn in den 150 Jahren seit dem kaiserlichen Erlass wurden die Professoren an den Schulen nicht weniger. Im Gegenteil.

Lange Zeit war der Amtstitel Professor pragmatisierten Lehrern an höheren Schulen vorbehalten. Seit zehn Jahren führen diese sogenannte Verwendungsbezeichnung dort auch Vertragsbedienstete. Und bald dürfen sich auch die Lehrer an den Volksschulen, Neuen Mittelschulen und Polytechnischen Schulen damit schmücken: Das neue Dienstrecht sieht den Professor als einheitliche Verwendungsbezeichnung für alle neu eintretenden Lehrer vor. Mit jedem Jahr wird es an den österreichischen Schulen also mehr Professoren und Professorinnen geben.

Ob das bedeutet, dass das klassische „Du, Frau Lehrerin“ in den ersten Volksschultagen bald einem „Du, Frau Professor“ weicht, wird sich dann weisen. Undenkbar ist es nicht. Dass die jungen Grünen mit ihrer Petition für die Abschaffung von Titeln erfolgreich sind, ist dagegen auch 150 Jahre nach Franz Joseph I. unwahrscheinlich.

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