Waldorfschüler sind im Lesen besser, in Mathe schlechter

Die Presse
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Die Waldorfschulen wollten wissen, wie sie im Leistungsvergleich abschneiden. Eine Sonderauswertung zu PISA zeigt ihre Stärken und Schwächen auf.

Die österreichischen Waldorfschüler schneiden bei der PISA-Studie 2015 in Naturwissenschaften und Lesen signifikant besser ab als andere 15- bzw. 16-Jährige, in Mathematik sind ihre Ergebnisse hingegen schlechter. Das zeigt eine Sonderauswertung durch das Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie).

Für die Analyse wurden in einer Vollerhebung die Ergebnisse von 149 Schülern der bundesweit zehn Waldorfschulen mit dem Österreich-Schnitt verglichen. "Eine Vollerhebung mit einer kleinen, aber sauberen Stichprobe", wie es von der Waldorfschulen heißt.

Die untersuchte Gruppe ist dabei speziell: Waldorfschüler sind deutlich öfter Akademikerkinder (78 Prozent vs. 34), ihre Eltern haben außerdem einen deutlich höheren beruflichen Status.

In den Naturwissenschaften um 7 Punkte mehr

Die Ergebnisse der Sonderauswertung im Detail: In den Naturwissenschaften, dem Schwerpunktthema von PISA 2015, liegen die Kompetenzen der Waldorfschüler bei der internationalen OECD-Vergleichsstudie um sieben Punkte über dem Österreich-Schnitt. In Lesen haben sie acht Punkte Vorsprung, in Mathematik liegen sie hingegen acht Punkte zurück.

Dass die Waldorfschüler trotz der vielen Akademikerkinder nicht noch besser abschneiden, liegt laut einer Stellungnahme von Angelika Lütgenhorst vom Waldorfbund an der speziellen Ausrichtung: "Unsere Schulen haben die ganzheitliche Entwicklung der Schüler im Fokus und einen stark bildnerischen Zweig."

Sehr homogene Lerngruppen

An den Waldorfschulen gibt es sowohl weniger Risiko- als auch Spitzenschüler: Im Österreich-Schnitt können 31 Prozent in allen drei Bereichen (Lesen, Mathematik, Naturwissenschaften) nicht einmal die einfachsten Aufgaben lösen, an den Waldorfschulen sind es 23 Prozent. Gleichzeitig liefern österreichweit 15 Prozent besonders gute Ergebnisse in allen drei Kategorien, unter Waldorfschülern sind es nur acht. Die "Schülermitte" falle damit trotz der vielen Quereinsteiger "ausgesprochen homogen" aus, so Lütkenhorst.

Deutlich über den Mittelwerten liegen die Waldorfschüler in Teilbereichen der Naturwissenschaften wie beim Faktenwissen oder dem Erklären von Phänomenen. Freude und Interesse am Fach liegen signifikant über dem Österreich-Schnitt, die Waldorfschüler schätzen die Bedeutung von Naturwissenschaften für ihre Zukunft höher ein als ihre Alterskollegen und haben auch mehr Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten in diesem Bereich.

"Reflexionsbedarf" wegen Mathematik

Für Lütkenhorst ist es erfreulich, dass die Waldorfschüler wie schon in den vergangenen Jahren in Naturwissenschaften und Lesen bessere Ergebnisse erreichen konnten als im Österreich-Schnitt. In Mathematik, wo die Resultate seit 2006 schlechter ausfallen als im Österreich-Schnitt, sieht sie "Reflexionsbedarf". An den Waldorfschulen gehe es darum, echtes Mathematikverständnis zu erarbeiten und 80 Prozent Maturantenanteil zeige, dass dies auch gelinge. "Dennoch nutzen wir die Ergebnisse, um unseren Ansatz zu prüfen."

(APA)

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