An der Uni Wien werden geflüchtete Lehrer in zwei Semestern für die heimischen Schulen fit gemacht. Ein Anwärter ist Jomard Rasul, der sich nach dem Klassenzimmer sehnt.
Mikrokosmos, Himmelskörper, Sternspuren: Dicht an dicht stehen auf dem karierten Blatt Fachbegriffe aus der Physik, daneben die Übersetzung. Mithilfe von zwei Physikbüchern und seinem Übersetzungstool am Handy erarbeitet sich Jomard Rasul gerade deutsches Fachvokabular. Denn in gut einem Jahr könnte er den Schülern einer österreichischen Schulklasse beibringen, wie das mit den Himmelskörpern läuft oder was es mit Schrödingers Katze auf sich hat – eine Frage, an deren Diskussion auf Deutsch sich Rasul unlängst schon gewagt hat.
Der 31-jährige syrische Kurde gehört zu den Anwärtern für einen neuen zweisemestrigen Kurs, den die Universität Wien ab September für 25 geflüchtete Lehrer anbietet. Sie sollen damit für das österreichische Schulsystem fit gemacht werden. Also dafür, wieder als Lehrer arbeiten zu können, nur diesmal eben vor österreichischen Schülerinnen und Schülern. Ein Wunsch, den Rasul schon lang verfolgt hat.
„Ich sehe mich nicht woanders. Ich will nur unterrichten“, sagt er in sehr gutem Deutsch, unweit vom Institut für Bildungswissenschaften der Uni Wien, das den neuen Kurs auf Anstoß des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR konzipiert hat. Zwischenzeitlich hat es allerdings nicht sonderlich gut dafür ausgesehen, dass Rasul seinen Beruf in absehbarer Zeit wieder ausüben könnte.