Nur noch eine Flüchtlingsklasse in Wien

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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5542 Flüchtlingskinder werden Wiens Pflichtschulen besuchen. Michael Häupl rief erneut nach einer gemeinsamen Schule der 6- bis 14-Jährigen.

Wien. Zuletzt gab es in Wien sechs Flüchtlingsklassen, also Schulklassen, die nur von Flüchtlingskindern besucht werden. Im neuen Schuljahr soll es nur noch eine solche Klasse geben - und zwar in einer Neuen Mittelschule in Wien-Neubau (Schulstart für Wien, Niederösterreich, Burgenland: Montag, 4. September). Insgesamt werden 5542 Flüchtlingskinder Wiener Pflichtschulen besuchen. Davon sind 2914 Volksschüler. Zusätzlich werden 697 Flüchtlinge in Oberstufen-Klassen anzutreffen sein.

Ursprünglich hatte es in der Bundeshauptstadt 17 dieser umstrittenen Klassen gegeben – Kritiker sprachen gar von „Ghettoklassen“. Schon für das abgelaufene Schuljahr war von der Stadt angekündigt worden, dass es keine reinen Flüchtlingsklassen mehr geben solle. Diese Ankündigung konnte aber nicht eingehalten werden. Voriges Schuljahr gab es insgesamt 4041 Flüchtlingskinder in Wiens Schulen (davon 2118 in den Volksschulen); 2015 waren es 1235 (647 in Volksschulen).

Die Kinder der aufgelassenen Flüchtlingsklassen würden nun in den Regelunterricht wechseln, da sie schon gut genug Deutsch können. Dies erklärten Wiens Bürgermeister Michael Häupl, flankiert von Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky und Stadtschulratspräsident Heinrich Himmer am Mittwoch vor Journalisten.

Ungefähr 225.000 Schüler, davon 17.000 Volksschüler, werden am Montag insgesamt in Wien ins neue Schuljahr starten. Unterrichtet werden sie von 25.000 Lehrern in 702 Schulen. Wie auch in den vergangenen Jahren herrscht auch heuer wieder Lehrerknappheit („Die Presse“ berichtete). Dieser wird durch Überstunden und auch durch die Beschäftigung von Studenten und Pensionisten kompensiert.

Zurück zu Wien: Im Schuljahr 2017/2018 kommen 103 neue Schulklassen dazu. Ein Teil davon befindet sich in Ganztagsschulen, diesen Schultyp findet man für Volksschüler etwa im Campus Attemsgasse in Wien-Donaustadt. Insgesamt zählt Wien inzwischen 54 Volksschulen und sechs Mittelschulen mit ganztägiger Betreuung. Dazu kommen 98 Pflichtschulen mit nachmittäglichen Öffnungszeiten ohne die Verschränkung mit Unterrichtseinheiten.

Damit werde fast die Hälfte der Pflichtschulstandorte nach Ganztagsmodell betrieben, so Czernohorszky. Das sei wichtig. Denn: „Immer noch hängen die Bildungschancen der Kinder von der Geldbörse der Eltern ab.“ Häupl unterstrich: Das „bleibende Thema“ der SPÖ sei die gemeinsame Schule der 6- bis 14-Jährigen. „Verharren in einem Schulsystem des 19. Jahrhunderts wird unsere Kinder nicht vorwärts bringen.

Häupl: „Verstehe Aufregung nicht“

Freilich kam Häupl bei der Präsentation der schulischen Angebote um Fragen zu seiner Nachfolge nicht herum. Erst vor ein paar Tagen hatte der Bürgermeister bekräftigt, etwa drei Monate nach der Mitte Oktober stattfindenden Nationalratswahl sein Amt übergeben zu wollen. Seine Nachfolge werde „am Abend“ eines SPÖ-Parteitags, Ende Jänner, feststehen, wiederholte Häupl nun am Rande der Pressekonferenz.

Und: Er verstehe die jüngste Aufregung über seine diesbezüglichen Äußerungen nicht: „Ich habe vor fünf Monaten genau dasselbe gesagt, da hat das jeder zur Kenntnis genommen. Jetzt im beginnenden Wahlkampf ist das plötzlich der Aufreger.“

Fragen nach seinen Präferenzen in der Nachfolgefrage blockte der Stadtchef erneut ab. Zuletzt hatte sich, wie mehrfach berichtet, Wohnbaustadtrat Michael Ludwig selbst als Nachfolger ins Spiel gebracht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.08.2017)

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