Masterplan für die flexible Ganztagsschule

Masterplan fuer flexible Ganztagsschule
Masterplan fuer flexible Ganztagsschule(c) APA (HELMUT FOHRINGER)
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Mit dem Modell einer flexiblen Ganztagsschule will es Unterrichtsministerin Schmied allen recht machen: Städtern, Landbewohnern, den verschiedenen Interessen von Eltern und Kindern.

Wie viel Zeit soll ein Kind in der Schule verbringen und wie viel zuhause bei der Familie? Dürfen bzw. können Eltern (oder Mütter, auf die oft die gesamte Verantwortung für die Erziehung geschoben wird) Vollzeit arbeiten, solange die Kinder zur Schule gehen? Diese Fragen bieten seit langer Zeit Diskussionsstoff und bremsen die Entwicklung einer Ganztagsschule, die von SP-Politikern seit nunmehr dreißig Jahren gefordert wird. Die Ganztagsschule spielt am Dienstag bei der zu Ende gehenden Regierungsklausur genauso eine Rolle wie im Ministerrat.

Unterrichtsministerin Claudia Schmied muss einen Eiertanz vollbringen. Längst hat sich die SP-Politikerin vom klaren Konzept einer "echten" Ganztagsschule verabschiedet. Nachdem diese als "Ganztagsschule verunglimpft wurde, ist die Rede nun nur noch von "ganztägigen Schulangeboten" mit möglichst viel Wahlfreiheit. Der Beschluss im Ministerrat ist allerdings nicht mehr als eine Absichtserklärung. Die ÖVP verlangt zwar eine neuerliche Bedarfserhebung, doch dürften nun in der Volkspartei die Weichen endgültig auf Ganztagsschule gestellt sein.

»"Die Bundesregierung bekennt sich zu dem Ziel, den Bedarf nach ganztägigen Schulangeboten zu erfüllen". «

So heißt es im Ministerratsvortrag, der am Dienstag abgesegnet werden soll.

Wie diese Schule aussehen soll, wird noch eine Weile offen bleiben. Aber jedenfalls soll sie alle Möglichkeiten offen lassen. Bis zum Sommer wird eine Expertengruppe einen Masterplan entwerfen. Darin sollen alle zu Wort kommen: Vertreter der Landesschulräte sowie von Städte- und Gemeindebund, Eltern und Lehrer werden eingebunden. Sie alle sollen Rahmenbedingungen definieren, Best-Pratice-Modelle nennen und den konkreten Bedarf im jeweiligen Bundesland einschätzen. Österreichweit geht Schmied bekanntermaßen von einem Bedarf nach 350.000 Plätzen (bei 120.000 existierenden) aus. Die Ministerin will eine Verdreifachung der Plätze als Ziel anpeilen.

Dabei ist vorgesehen, "auf die Wünsche und Bedürfnisse der Kinder und Eltern einzugehen und Konzepte mit Tagesbetreuung vor und nach dem Unterricht, sowie verschränkte Konzepte bedarfsgerecht für die verschiedenen Regionen zu erarbeiten". Also eine Art Baukastensystem für die individuelle Schulentscheidung. Speziell die Unterschiede von Städten und dem ländlichen Raum müssten berücksichtigt werden, heißt es. Hier ist die Wahlfreiheit schwer zu erhalten, gibt es doch nicht an jeder Ecke eine Schule. Im Sommer soll der Masterplan dazu Ergebnisse liefern, auch was die Aufstellung der Kosten betrifft.

Betreuung oder Schule

Ganztägige Schulangebote sind laut Schulorganisationsgesetz in einen Unterrichts- und einen Betreuungsteil gegliedert: Beim Modell der Nachmittagsbetreuung sind die Unterricht und Betreuung getrennt, bei der "echten" Ganztagsschule sind sie verschränkt. Dort wechseln Unterricht und Betreuung einander ständig ab, als Folge müssen alle Schüler die ganze Woche über angemeldet sein. Die Hürden für die Einrichtung von Ganztagsschulen sind deshalb gesetzlich relativ hoch: Für die Führung einer echten Ganztagsschul-Klasse müssen zwei Drittel der Eltern sowie zwei Drittel der Lehrer zustimmen.

Verdreifachung des Angebots

Schmied sieht ihr nunmehriges Eintreten für "unterschiedliche Formen" nicht explizit als Zugeständnis an die ÖVP. Sie wisse aus vielen Diskussionen, dass das Nachfrageverhalten der Eltern höchst unterschiedlich sei: "Dem möchte ich entsprechen." Die SP-Ministerin sieht den Koalitionspartner jedenfalls auf ihrer Seite. "Das ist auch wichtig, denn es braucht die geballte gemeinsame Kraft der Bundesregierung", sagte sie.

(ros)

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