Eltern geben der Schule Note 2 bis 3 - Religion für 20 Prozent "verzichtbar"

Schülerinnen in einer NMS
Schülerinnen in einer NMSDie Presse - Clemens Fabry
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Eltern bewerten Lehrer und Schulen als gut, das österreichische Schulsystem insgesamt als durchschnittlich. Nur die Hauptfächer gelten als wichtig. Der schulische Leistungsdruck nimmt zu.

Eltern sind mit den Schulen und Lehrern ihrer Kinder grundsätzlich zufrieden. Das österreichische Schulsystem insgesamt wird aber nur als durchschnittlich bewertet. Das war das Ergebnis einer Zeugnisverteilung der anderen Art: Am Mittwoch präsentierten das Nachhilfeinstitut "LernQuadrat" und der Verband der Elternvereine Wiens eine Umfrage zur Meinung der Eltern über die Schule. Demnach halten Eltern die Hauptfächer für die Zukunft ihrer Kinder am wichtigsten, Nebenfächer werden als verzichtbar gesehen. Den Lernstoff empfinden sie aber als zu umfangreich und beklagen zudem einen hohen Leistungsdruck.

Für die Studie wurden im vergangenen Winter 500 Mütter und Väter von Schulkindern im Alter zwischen zehn und 19 Jahren befragt. Das Zeugnis für die Schule: Note 2 bis 3. Am besten wurden dabei die Lehrinhalte (Note 2,12) und fachlichen Kompetenzen der Lehrer (2,26) beurteilt. Auch das Benotungssystem, die Räumlichkeiten, Terminkoordination und Schülerzahl wurden mit "Gut" bewertet. Negativer sehen die Eltern das österreichische Schulsystem insgesamt. Hier vergaben sie die Note 3,07. Eltern älterer und schlechterer Schüler beurteilten die Schule negativer als Eltern besserer Schüler.

Hauptfächer wichtig, Religion "verzichtbar"

Für die Zukunft ihrer Kinder halten die Eltern die Fächer Englisch, Deutsch und Mathematik am wichtigsten. Weit abgeschlagen folgen Nebenfächer wie Geschichte, Informatik und Geografie. Demgegenüber ist für 20 Prozent der Eltern Religion als Schulfach verzichtbar. Auch andere Nebenfächer wie bildnerische Erziehung und Musik werden als wenig wichtig erachtet. Themen, die sich die Eltern zusätzlich im Unterrichtsplan wünschten, waren politische Bildung, Digitalisierung und Medienkompetenz, soziale Kompetenzen, Ethik sowie lebensnahe "Alltagskunde", also etwa wie man Versicherungen abschließt und Verträge liest.

Hoher Leistungsdruck

Auch zum Leistungsdruck der Schüler wurden die Eltern befragt. 62 Prozent der Eltern halten den schulischen Leistungsdruck für hoch oder zu hoch. Auch hier schätzten die Eltern schlechter Schüler den Druck höher ein als die übrigen. Mehr als ein Drittel der Befragten empfindet auch den Lernstoff als zu umfangreich. Gleichzeitig glauben die Eltern, dass die Kinder nur rund die Hälfte dieses Stoffes im späteren Leben brauchen. Nach Einschätzung der Eltern beschäftigen sich Österreichs Schüler im Durchschnitt knapp 12 Stunden pro Woche mit dem Lernen außerhalb der Schule. In Summe kommen die Schüler damit oft auf mehr als eine 40-Stunden-Woche. Eine überwiegende Mehrheit der Eltern (54 Prozent) ist dennoch davon überzeugt, dass ihre Kinder gerne in die Schule gehen.

"Katastrophe ist das keine", meinte Konrad Zimmermann, der Gründer und Geschäftsführer des LernQuadrats, zum Ergebnis der Studie. Die Einschätzung der österreichischen Schulen entspreche auch seinem Eindruck. Das österreichische Bildungssystem sei gut, vor allem auch im internationalen Vergleich. Er kritisierte aber, dass richtige Bildungspolitik nicht stattfinde. "Deswegen versuchen wir sie faktenbasiert - als Fachleute, die etwas davon verstehen - zu erzwingen." Denn: "Wir müssen an diesem Schulsystem arbeiten, das ist die Zukunft."

(brun)

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