Regierung wirbt weiter für Deutschklassen

Integration in der Lederhose: Vizekanzler und Kanzler zu Gast in einer Deutschklasse.
Integration in der Lederhose: Vizekanzler und Kanzler zu Gast in einer Deutschklasse.(c) APA/ROBERT JAEGER
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Kanzler, Vizekanzler und Bildungsminister waren auf Besuch in funktionierender Deutschklasse.

Wien/Wiener Neustadt. Mit Boykottankündigungen, Demos und Unterschriftenaktionen versuchen Kritiker die im Herbst startenden Deutschklassen zu verhindern. Doch die türkis-blaue Regierung hält demonstrativ dagegen. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) und Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) statteten am Montag einer Pilot-Deutschklasse in Niederösterreich einen medienwirksamen Besuch ab.

Ab Herbst sollen Schulanfänger, die nicht gut genug Deutsch sprechen, um dem Unterricht zu folgen, eigene Deutschklassen besuchen. Gleiches gilt für Quereinsteiger. Das Investment in die sprachliche Frühförderung zahle sich aus, so Kurz beim Besuch der Otto Glöckel Sportvolksschule in Wiener Neustadt. Denn: „Wir wollen nicht spät teuer reparieren.“
Schon jetzt, sagte Vizekanzler Strache, sei „einiges zu reparieren“. Immerhin hätten in Wien 38 Prozent der Pflichtschulabgänger keine ausreichenden Deutschkenntnisse. Die Folge davon sei, wie der Vizekanzler sagte, „Arbeitslosigkeit, was auch die Kriminalitätsentwicklung beeinflusse“. Auch der Bildungsminister hält Deutschklassen für „wesentlich für die Integration“. Er sei davon überzeugt, dass diese im Herbst „gut eingeführt“ werden können.

In der Otto Glöckel Sportvolksschule, in der es (wie auch in 80 anderen niederösterreichischen Schulen) bereits seit diesem Schuljahr Deutschklassen gibt, ist man mit dem Modell jedenfalls höchst zufrieden. Maximal zehn Kinder sitzen hier in einer Deutschklasse. Im bundesweiten Modell werden es dann bis zu 25 Kinder sein. Wie viele Klassen es geben wird, ist noch unklar. Die Bundesländer melden noch laufend Zahlen ein.

Aufschub bei der neuen Oberstufe

Neben den Deutschklassen beschäftigt die Schulen derzeit noch eine andere Reform: die neue Oberstufe. Hier drängt die Zeit. Denn jene Schulen, die aus der neuen Oberstufe ausstiegen bzw. deren Einführung nach einem einjährigen Aufschub erneut verschieben wollen, müssen sich sputen. Die Direktoren müssen eine entsprechende Verordnung nach Befassung ihres Schulgemeinschaftsausschusses (SGA) bis Mittwoch (20. Juni) erlassen. Dabei ist das entsprechende Gesetz erst am 14. Juni kundgemacht worden.

Eigentlich hätte die neue Oberstufe, durch die der Stoff in einsemestrige Module geteilt wird, im heurigen Schuljahr starten sollen. Mit der nunmehrigen Novelle räumt Faßmann den Schulen noch einmal einen Aufschub um bis zu zwei Jahre ein – also bis 2021/22. (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.06.2018)

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